19.15 Uhr, Einführung: Gunter Schneider mit Johannes Maria Staud
Johannes Maria Staud Die schöne Müllerin, Instrumentierung des Schubert‘schen Liederzyklus mit 7 neuen Liedern nach Emily Dickinson (2024), ÖEA
Klangforum Wien
Christoph Prégardien, Tenor
Elena Schwarz, Dirigentin
Die immergrünen lyrischen Themen Natur und Liebe liefern die Farbpalette für den Beitrag von Johannes Maria Staud zum 40-jährigen Jubiläum des Klangforum Wien. Den Komponierpinsel taucht er tief ins Glas von Franz Schubert und holt dessen „Schöne Müllerin“ behutsam in die Gegenwart. In der Instrumentation für 19-köpfiges Ensemble leuchten „die vibrierende Melodik und Erfindungsgabe“ Schuberts auf, ohne den fahlen Abglanz einer falsch verstandenen Historizität.
Zwischen den Schubert-Liedern lässt Staud ganz andere Klangfarben schimmern mit sieben Vertonungen von Gedichten Emily Dickinsons. Sie lebte und schrieb nur wenige Jahrzehnte nach Schubert und „seinem“ Dichter Heinrich Müller, auch sie verfasste Verse über Natur und Liebe – doch scheint Dickinson nicht nur einen realen Ozean sondern auch gedanklich meilenweit entfernt. Bei Schubert/Müller bleibt die Frau Projektionsfläche für männliches Begehren, während Dickinson ihre Stimme für weibliche Selbstbestimmung erhebt. Nur zehn ihrer 1.789 Gedichte veröffentlichte sie zu Lebzeiten, und das anonym – eine Frau habe nicht zu dichten, so ihr Vater. Emily Dickinson kritisierte religiöse Dogmatik und formulierte freie Gedanken über Lebens- und Liebesfragen. Sie war belesen, politisch interessiert und zugleich fasziniert von der Terminologie und dem Sprachduktus der Naturwissenschaften. Daraus entstand ein experimentierfreudiger Stil, der erst nach ihren Lebzeiten wirklich geschätzt wurde. Trotz aller Unterschiede entdeckt Johannes Maria Staud in seinem Zyklus Bezüge zwischen der Welt der „Schönen Müllerin“ und den Gedanken von Emily Dickinson – die sich übrigens wünschte, dass ihre Lyrik „tenderly“, also zärtlich, gelesen werden sollte.
Veranstaltung in Kooperation mit musik+ und Haus der Musik Innsbruck
VERANSTALTUNGSORT
Haus der Musik, Großer Saal
Universitätsstraße 1, 6020 Innsbruck
Beim Veranstaltungsort befinden sich Parkplätze.
Vom Bahnhof Innsbruck sind es ca. 12 Minuten zu Fuß.
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