Now you hear it! Now you don´t!
Soundwalk durch Innsbruck – von Hannes Strobl
Hören Sie die Tiroler Landeshauptstadt mit anderen Ohren!
Im Rahmen der Klangspuren-Workshop-Reihe Open Lab hat der Tiroler Komponist, Musiker Hannes Strobl einen Soundwalk speziell für die Stadt Innsbruck entwickelt. Entdecken Sie die akustische Vielfalt Innsbrucks durch 13 sorgfältig ausgewählte Hörorte. Jeder Ort erzählt seine eigene Klanggeschichte – von historischen Glockenspielen bis hin zu modernen urbanen Resonanzen.
Klicken Sie auf die numerierten Marker, um mehr über die jeweilige Hörorte zu erfahren.
Start und Ende: Kubus beim Tiroler Landestheater
Dauer: ca. 60/80 Minuten
Wegstrecke: 2.1 km
13 Hörorte
Zeitklang
Aus der Ferne erklingt das Friedensglockenspiel des Doms zu St. Jakob, verbindet die historische Klangdimension mit den urbanen Klängen der Gegenwart und macht so das Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Gegenwart erfahrbar. Ein modernes Wasserspiel legt ein konstantes Rauschen über den Platz. Im Nahfeld prägen Schritte, Stimmen und ein Hundebellen die Szene – letzteres aktiviert die Akustik und macht Reflexionen an Steinflächen und Gebäuden hörbar.
Akustische Enttäuschung
Das moderne Wasserspiel erzeugt ein gleichförmiges, konstantes Rauschen, das eher an eine Lüftung erinnert und Klangerreignisse des Platzes teilweise maskiert. Typische Wasserklänge – Tropfen, Gurgeln oder leises Plätschern – fehlen, sodass die erwartete Lebendigkeit des Wassers ausbleibt. Offensichtlich standen bei der Gestaltung vor allem visuelle Aspekte im Vordergrund.
Instrument in G
Im Durchgang erzeugen die Reflexionen an Decke, Boden und Wänden ein Flatterecho, das alle Klänge im Raum moduliert. Bestimmte Frequenzen geraten dabei in Resonanz und werden dadurch verstärkt, sodass ein einfaches Klatschen einen tonalen Charakter annimmt – hier etwa ein G. Der Raum verwandelt sich so in ein akustisches Instrument, das Besucher spielerisch erleben können.
Klangvolumen
Die Akustik des großen Foyers und der angrenzenden Gänge (Campus SOWI) entsteht durch Volumen, Form und die harten Oberflächen aus Beton, Stein und Glas, die einen langen Nachhall erzeugen. Stimmen, Schritte und das Öffnen von Türen werden durch den langen Nachhall verstärkt und bleiben dadurch länger im Raum hörbar, sodass kaum ein Klangereignis privat bleibt. Getränkeautomaten liefern ein konstantes Stromgeräusch, das den Raum akustisch färbt.
Sopran im Innenhof
Der Innenhof der Universität wirkt wie ein natürlicher Verstärker: Reflexionen verstärken Klänge wie Be- und Entladevorgänge von Cafés, Restaurants, Theater und Universität. Gleichzeitig schirmt der Innenhof den Straßenlärm ab, und die Wiese lädt Studierende zum Verweilen ein. Gelegentlich ist eine Sopranistin aus dem Theater zu hören, deren Stimme durch die Reflexionen an Präsenz gewinnt und den Innenhof musikalisch belebt.
Klangnische
Durchschreitet man den kleinen Durchgang von der verkehrsreichen Universitätsstraße, betritt man plötzlich einen klanglich intimen Raum. Vogelstimmen, menschliche Stimmen, Schritte und das Schlagen der Glocke der Jesuitenkirche prägen das Klangbild, wodurch eine idyllische Atmosphäre entsteht und die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment gelenkt wird.
Fröhlicher Innenhof
Vom massiven Verkehr der Innenstadt geschützt, entsteht hier ein offener, klanglich abgeschirmter Raum. Über die große Wiese tragen Kinderstimmen, Lachen und Spiel, die den Raum mit fröhlicher Lebendigkeit erfüllen. Die Wiese dämpft die Klänge und reduziert Reflexionen. Aus der Entfernung ist das konstante Summen einer Lüftung zu hören, hin und wieder ergänzt durch den Ruf eines Falken.
Stromklangplatz
Unter einem in den Steinboden eingelassenen Metallgitter befindet sich ein Lüftungssystem, dessen Brummton vom europäischen Wechselstrom mit 50 Hz stammt. Durch Resonanzen und Obertöne wird dieser tiefe Klang verstärkt und geformt. Der Klang färbt den Platz akustisch und moduliert alle anderen Klangereignisse in seiner Umgebung.
Touristenströme
Auf der belebten Maria-Theresien-Straße ist vor allem das Nahfeld akustisch erfahrbar. Schritte, Stimmen in verschiedenen Sprachen, rollende Koffer und das Treiben intensiven Tourismus verdichten sich zu einem bewegten Klangfeld, das für die Innenstadt typisch ist.
Akustische Norm
Schritte, Stimmen und Hintergrundmusik (Muzak) verschmelzen in der Rathaus Passage zu einem bewegten Klangfeld. Harte Böden, Glas und Metall erzeugen einen längeren Nachhall, der jedoch durch Einbauten der Geschäfte und Teppichbeläge gedämpft wird. Shopping Malls haben zwar eine eigene Klangsignatur, folgen jedoch einem normierten akustischen Konzept und klingen weltweit erstaunlich ähnlich.
Spiel- und Hörraum
Der verkehrsberuhigte Adolf-Pichler-Platz in der Innenstadt ist geprägt von Kinderstimmen, Schritten und dem leisen Murmeln der Passanten. Die Straße verläuft um den Platz herum, wodurch der Klang der Autos eine langsame Bewegung erzeugt, die von den umliegenden Wohnhäusern reflektiert und durch Resonanzen verstärkt wird.
Auditive Identität
Enge Gassen, kleine Plätze, Durchgänge und Arkaden sowie steinerne Oberflächen bestimmen den Klangraum der Altstadt und verleihen ihm den charakteristischen Grundklang des Mittelalters (Stein). Der Raum ist vor allem durch die vielen Touristen und die zugehörige Infrastruktur (Restaurants, Cafés, Souvenirläden, Geschäfte) geprägt und befindet sich in einem autofreien Bereich der Innenstadt. Die mittelalterliche Architektur und die unregelmäßig angelegten Gassen verleihen dem Raum eine hohe auditive Identität.
Rückzugort
Tritt man aus den belebten, engen Gassen der Altstadt in den Innenhof der Hofburg, eröffnet sich ein weiter, ruhiger Klangraum, der vor allem durch Reflexionen an den steinernen Oberflächen geprägt ist. Der Innenhof ist hauptsächlich im Rokoko-Stil gestaltet. Die entspannte Atmosphäre entsteht insbesondere durch den starken Kontrast zur geschäftigen Altstadt, sodass der Innenhof als Rückzugsort wahrgenommen wird.