19.15 Uhr, Einführung: Gunter Schneider im Gespräch mit Justė Janulytė
Justė Janulytė Unanime (2020, Erste Fassung), ÖEA
Beat Furrer linea dell’orizzonte (2012)
Justė Janulytė Unanimus (2020), ÖEA
Rebecca Saunders Skull (2023), ÖEA
Ensemble Modern
streichquartett quartissimo des Tiroler Landeskonservatoriums
Trompeter des Tiroler Landeskonservatoriums
Enno Poppe, Dirigent
Komponist:innen schreiben nicht einfach nur Töne, sie sind immer auch Forschende – auf der Suche nach dem Ursprung der Klänge, nach dem, was sie zusammenhält: „Das Material ist der Klang, aber es ist auch alles dazwischen“, sagt die Siemens-Preisträgerin Rebecca Saunders in einem Interview. Ihr Werk Skull nimmt die Hörer:innen mit an die Quelle – ins Innere des Schädels, den Ort, an dem die Gedanken entstehen, umherschwirren, scheinbar durcheinanderlaufen. Es bildet nach Scar und Skin den dritten Teil eines Triptychons aus schattenhaften, kontrastreichen Klängen, die dem tiefsten Innern des Orchesters zu entspringen scheinen, sich roh und ungeschliffen aus den Saiten und Trichtern herauswinden und im besten Sinne Einblick geben unter die Oberfläche der kompositorischen Forschungsarbeit.
Beat Furrer wirft in seinem Werk linea dell’orizzonte dagegen den Blick in die Ferne, wo sich aufgrund physiologischer Grenzen die Details verlieren, wo Himmel und Land zu verschwimmen scheinen und nur unscharfe Silhouetten zurückbleiben: Zwei klangliche Extreme – absteigende Glissandi und lang gehaltene hohe Töne – schweben wie von Fliehkräften getragen um eine unsichtbare, unhörbare Mitte herum.
Von Justė Janulytės Unanime erklingt die kürzere von zwei Versionen: In der Ausarbeitung für acht Trompeten agieren die Instrumente „wie ein einziger Körper“, wie die Komponistin sagt, „wie eine Orgel mit verschiedenen Pfeifen, die den gleichen Atem, die gleiche Seele teilen.“ Das zweite Werk der Komponistin an diesem Abend ist vom Titel her nicht zu verwechseln mit Unanime: Unanimus für acht Streicher stammt aus demselben Jahr und legt einen programmatischen Schwerpunkt auf die Zahl 8, ein „Symbol für Unendlichkeit und den konstanten, kreisförmigen Fluss von Zeit und Energie“, wie die Komponistin schreibt. In beiden Werken spielt Janulytė mit der Verschmelzung von Klängen und ihren Quellen – ist hier eine Geige zu hören oder imitiert eine Stimme den Klang eines Streichinstruments? Komposition wird zu einer Art Farbenlehre.
Im Anschluss an das Konzert treffen sich Künstler:innen und Publikum zu einem gemütlichen Ausklang im Kubus (RFDINSEL, Artspace) vor dem Tiroler Landestheater.
Veranstaltungsort
Haus der Musik, Großer Saal
Universitätsstraße 1, 6020 Innsbruck
Beim Veranstaltungsort befinden sich Parkplätze.
Vom Bahnhof Innsbruck sind es ca. 12 Minuten zu Fuß.
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