Programm 2024
DO 05.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum, Silbersaal
ERÖFFNUNGSKONZERT 2024
Beat Furrer Lichtung (2024), ÖEA
Didem Coşkunseven With Eyes Wiser für Streichorchester und zwei Perkussionist:innen (2024), UA
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz
Mariam Rezaei & Matthew Shlomowitz six scenes for turntables and orchestra (2023), ÖEA
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Mariam Rezaei, Turntables
Zoi Tsokanou, Dirigentin
Komponieren ist für Beat Furrer ein „Instrument der Welterfahrung, der Welterkenntnis, der Welt um mich herum“, wie er einmal gesagt hat: „Wahrnehmung immer wieder zu thematisieren, Klang, die Faszination am Klang selbst.“ In seinem jüngsten Werk Lichtung macht er diesen Ansatz selbst zum Thema: „Lichtbrechung oder ein Flimmern in der Luft waren die Assoziationen zum ersten Klang des Orchesterstücks“, sagt Furrer. „Aus dieser diffusen, oszillierenden Fläche verdichten sich allmählich Gestalten.“ Zunächst ist der Klang diffus und unartikuliert und erinnert auf diese Weise an ein Gewirr aus “verschiedenen Sprachen“, doch nach und nach entwickelt sich aus diesem Aggregatzustand eine unbändige Kraft. Furrer spricht von einem „reißenden Strudel“, der sich „in Gischt verwandelt und nichts als mit Energie geladene Leere hinterlässt.“ Auch in Mariam Rezaeis Musik verändern Klänge ihren Aggregatzustand: Samples, ursprünglich gepresst auf Schallplatte, dazu gemacht, von vorne bis hinten abzulaufen und dann still zu sein, bekommen sie hier eine ganz neue Funktion – Rezaei scratcht, stoppt sie, zieht sie vorwärts und rückwärts wie Kaugummi, mixt sie zu einem neuen pulsierenden Klangkonglomerat zusammen. In den sixscenes for turntables and orchestra entwickeln Rezaei und Matthew Shlomowitz mit Orchester und Plattenspielern eine Reise, ähnlich den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgski: höchst heterogene Klangporträts, die in der Reihenfolge aber ihren festen Platz haben. In With Eyes Wiser lässt sich Didem Coşkunseven von Coming-of-Age-Literatur und -Filmen inspirieren. In ihrem neuen Werk erforscht die Komponistin die Abenteuer und inneren Reisen einer imaginären Figur und beschreibt, wie sie von der Vorstellungskraft und den Erfahrungen dieser Geschichten fasziniert ist, die von der Sehnsucht nach Freiheit bis zur Suche nach einem Zuhause reichen.
Radioübertragung: Ö1, Supernova, 15.09., 19.45 Uhr
FR 06.09.
20 Uhr, Innsbruck | Haus der Musik, Großer Saal
ENSEMBLE MODERN
Justė Janulytė Unanime (2020, Erste Fassung), ÖEA
Beat Furrer linea dell’orizzonte (2012)
Justė Janulytė Unanimus (2020), ÖEA
Rebecca Saunders Skull (2023), ÖEA
Ensemble Modern
streichquartett quartissimo des Tiroler Landeskonservatoriums
Trompeter des Tiroler Landeskonservatoriums
Enno Poppe, DirigentTiroler Symphonieorchester Innsbruck
Komponist:innen schreiben nicht einfach nur Töne, sie sind immer auch Forschende – auf der Suche nach dem Ursprung der Klänge, nach dem, was sie zusammenhält: „Das Material ist der Klang, aber es ist auch alles dazwischen“, sagt die Siemens-Preisträgerin Rebecca Saunders in einem Interview. Ihr Werk Skull nimmt die Hörer:innen mit an die Quelle – ins Innere des Schädels, den Ort, an dem die Gedanken entstehen, umherschwirren, scheinbar durcheinanderlaufen. Es bildet nach Scar und Skin den dritten Teil eines Triptychons aus schattenhaften, kontrastreichen Klängen, die dem tiefsten Innern des Orchesters zu entspringen scheinen, sich roh und ungeschliffen aus den Saiten und Trichtern herauswinden und im besten Sinne Einblick geben unter die Oberfläche der kompositorischen Forschungsarbeit.
Beat Furrer wirft in seinem Werk linea dell’orizzonte dagegen den Blick in die Ferne, wo sich aufgrund physiologischer Grenzen die Details verlieren, wo Himmel und Land zu verschwimmen scheinen und nur unscharfe Silhouetten zurückbleiben: Zwei klangliche Extreme – absteigende Glissandi und lang gehaltene hohe Töne – schweben wie von Fliehkräften getragen um eine unsichtbare, unhörbare Mitte herum.
Von Justė Janulytės Unanime erklingt die kürzere von zwei Versionen: In der Ausarbeitung für acht Trompeten agieren die Instrumente „wie ein einziger Körper“, wie die Komponistin sagt, „wie eine Orgel mit verschiedenen Pfeifen, die den gleichen Atem, die gleiche Seele teilen.“ Das zweite Werk der Komponistin an diesem Abend ist vom Titel her nicht zu verwechseln mit Unanime: Unanimus für acht Streicher stammt aus demselben Jahr und legt einen programmatischen Schwerpunkt auf die Zahl 8, ein „Symbol für Unendlichkeit und den konstanten, kreisförmigen Fluss von Zeit und Energie“, wie die Komponistin schreibt. In beiden Werken spielt Janulytė mit der Verschmelzung von Klängen und ihren Quellen – ist hier eine Geige zu hören oder imitiert eine Stimme den Klang eines Streichinstruments? Komposition wird zu einer Art Farbenlehre.
19.15 Uhr, Einführung: Gunter Schneider im Gespräch mit Justė Janulytė
SA 07.09.
20 Uhr, Innsbruck | Treibhaus
PHACE
Clara Iannotta They left us grief-trees wailing at the wall für Ensemble (2020)
schtum – Manu Mayr & Robert Pockfuß loom für E-Gitarre, E-Bass und Ensemble (2024), UA
Kompositionsauftrag von PHACE und Klangspuren Schwaz, mit Unterstützung des SKE-Fonds, Kulturabteilung der Stadt Wien und BMKOES
Bernhard Gander Take Five for Nine (2024), UA
Kompositionsauftrag von PHACE und Klangspuren Schwaz, mit Unterstützung des SKE-Fonds und der Kulturabteilung der Stadt Wien
Alexandra Dienz, Kontrabass
Maria Chlebus, Schlagwerk
SCHTUM – Manu Mayr, E-Bass & Robert Pockfuß, E-Gitarre
Lars Mlekusch, Dirigent
Die italienische Komponistin und Kuratorin Clara Iannotta spricht lieber von einer „Choreographie des Klangs“ als von einer Orchestrierung – für sind nämlich ist der Moment der Klangentstehung, die Gesten der Musiker:innen, ihre Aufstellung auf der Bühne, das Zusammenwirken von Licht und Bewegung ebenso wichtig wie der Klang, den man hört: Musik ist für sie vor allem eine körperliche Erfahrung. Ihr Werk They left us grief-trees wailing at the wall für Klarinette, Tenor-Saxophon, Percussion, Klavier, elektrische Gitarre, Violine, Bratsche, Cello und Kontrabass schrieb sie als Auftragskomposition des Ars Nova Ensemble, des Riot Ensemble und von Wien Modern. Manu Mayr und Robert Pockfuß verschmelzen als Duo SCHTUM rhythmische, melodische, Sound- und strukturelle Elemente der elektronischen Tanzmusik mit experimentellen Methoden zeitgenössischer Musikproduktion – ihre Werke bewegen sich in einer „elektro-akustischen Welt aus Feedback-Schleifen, Sub-Bass-Interferenzen und Noise-Gezwitscher“ (Reaktor/Wien). Ähnlich fluid bewegt sich auch Bernhard Gander in seinen Werken zwischen den Genres der populären und klassischen Musik – er verbindet zeitgenössische Neue Musik unter anderem mit Rap, elektronischer Tanzmusik, Comic- Ästhetik oder Heavy Metal, wobei das Zentrum jeder klanglichen Episode stets der Rhythmus ist. Seine Herangehensweise brachte ihm den Ruf als „Ausnahmeerscheinung“ im klassischen Musikbetrieb ein.
19.15 Uhr, Einführung mit Christof Dienz
Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 17.09., 23.03 Uhr
SO 08.09.
20.30 Uhr, Innsbruck | p.m.k
CHRISTIAN REINER + MARTIN SIEWERT
erstens
support act:
Giorgi Koberidze Rhythmic Conspiracies für Computer und Synthesizer (2024), UA
Eiine Kooperation mit: EU Projekt Slash Transition und openspace.innsbruck
Christian Reiner, Stimme
Martin Siewert, E-Gitarre, Elektronik
Giorgi Koberidze, Elektronik
„Wann wird es endlich Frühling? Ich gebe Ihnen den ganzen Käfig mit 24 Vögeln. Jedes Lied ist ab jetzt für Sie.“ Der Vokalist, Stimmkünstler und Autor Christian Reiner, von dem diese Zeilen stammen, hat nicht zum ersten Mal mit Martin Siewert zusammengearbeitet – und trotzdem ist erstens (wie der Titel verrät) das erste Album, das aus dieser Kollaboration entstanden ist. Siewerts Klangwelt ist rau und geräuschhaft, Reiners Stimme charismatisch und sonor, die Texte erinnern an dadaistische Wortergüsse, machen nachdenklich, bohren sich wie Ohrwürmer ins Gedächtnis: „Es gibt das Meer, mehr gibt es nicht.“ Beide Künstler improvisieren auf ihren Instrumenten – auf der Gitarre und mit Worten, mit Sound und Lauten, mit innermusikalischen Zitaten und sprachlichen Querverweisen auf das Werk etwa von Dichter:innen wie Marie Luise Kaschnitz oder Christian Morgenstern. Die Arbeit Christian Reiners und Martin Siewerts entwickelt beim Hören einen regelrecht hypnotischen Sog, eine beschwörende Kraft und Intensität, ist mitunter „sehr laut und verrückt“, wie Reiner selbst in einem Interview beschreibt. Martin Siewert stelle dabei „eine Verbindung zu meinen Heavy-Metal-Wurzeln dar“, so Reiner weiter. Elf Songs finden sich auf dem Album, jeder einzelne bildet dabei für sich eine eigene Miniatur, witzig und verstörend, poetisch und tiefsinnig – doch immer gilt, wie es in einem der Songs heißt: „Gewöhn dich nicht daran. Du darfst dich nicht gewöhnen.“ (HS)
DI 10.09.
20 Uhr, Innsbruck | ORF tirol, Studio 3
NAMES ENSEMBLE
Angélica Castelló Espacio 7 für Violine, Violoncello, Bassklarinette, Bassflöte, Schlagzeug, E-Orgel und Elektronik (2024), UA
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz, mit Unterstützung des SKE-Fonds
Francesco Filidei Esercizio di Pazzia I für 4 Performer:innen (2012)
Marco Döttlinger points of no return für 7 Performer:innen mit Mini-Synthesizern und Live-Visualisierung (2024), UA
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz
"points of no return" is the result of a practice based research process. This research was fundend in whole or in part by the Austrian Science Fund (FWF) [10.55776/AR821]
Bernhard Lang GAME 17-4-7 „For Names“ für E-Violine, Violoncello, Flöte, Bassklarinette, 2 Synthesizer, Drumset und Elektronik (2023)
NAMES Ensemble
Wenige Zahlen sind so sehr mit Bedeutung, Sagen und Assoziationen verwoben worden wie die Zahl 7: In Espacio 7 erkundet Angélica Castelló die verschiedenen Dimensionen und Möglichkeiten, die der 7 als Symbol innewohnen – sieben Meere, sieben Wunden, sieben Wunder, die Mater Dolorosa und ihre sieben Schwerter, und entsprechend sieben Instrumente, sieben Musiker:innen, sieben Töne, „sieben, sieben, sieben“. Bernhard Langs GAME 17-4-7 ist das siebzehnte Stück der Game-Serie für Anna Lindenbaum und das Ensemble NAMES. Der Komponist spielt darin mit musikalischen Strukturen und Interaktionen, so Lang, dabei wird die Partitur geöffnet für spontane Entscheidungen, Unbestimmtheit und auch Unsicherheiten. Spielerisch arbeitet auch Francesco Filidei in seinem Werk Esercizio di Pazzia I: Der Komponist bemüht hier nämlich keine klassischen Instrumente, sondern Luftballons. Jede:r Instrumentalist:in bekommt sieben Ballons in vier verschiedenen Farben – die Farben fungieren hierbei als Grundlage für die Struktur der so betitelten „Wahnsinnsübung“. Im Zentrum von Marco Döttlingers Uraufführung points of no return stehen demgegenüber maximale Feinheiten: minimale zeitliche Veränderungen, kleinste Regungen, Bewegungen, mit denen er die Grenze zwischen Stillstand und Bewegung abtastet.
19.15 Uhr, Einführung mit Eva Reiter
Radioübertragung: Ö1, Supernova, 24.11., 19.45 Uhr
MI 11.09.
20 Uhr, Schwaz | Kirche St. Martin
FLORENTIN GINOT
fur and bone
Heinrich Ignaz Franz Biber Rosenkranzsonaten (um 1674) (Auswahl, arrangiert für Kontrabass und Elektronik)
Clara Iannotta a blur of fur and bone (ii) (2024), ÖEA
Stefano Scodanibbio Farewell aus Sei studi für Kontrabass solo (1981/83)
Johann Sebastian Bach Violinsonate e-Moll, BWV 1023 (1714-17?), Auswahl, arr. für Kontrabass und Elektronik Partita I, BWV 1002 (1717-20), Auswahl, arr. für Kontrabass
Georges Aperghis Obstinate (2018), ÖEA
Johann Sebastian Bach Partita II, BWV 1004 (1717-20), Auswahl, arr. für Kontrabass
Félicia Atkinson The Sea of Flowers (2024), UA
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz
19.00 Uhr, Einführung mit Eva Reiter
DO 12.09.
20 Uhr Innsbruck | Treibhaus
THE LICHTENBERG FIGURES
Eva Reiter The Lichtenberg Figures (Lyrics by Ben Lerner)
Neufassung für Stimme, Kammerensemble und Elektronik (2015/2020)
Ictus Ensemble
Wenn sich Elektrizität auf Hochspannung auf oder in einem isolierenden Material entlädt, dann passiert etwas Faszinierendes: Wie von Zauberhand entstehen baumartige Muster mit kleinsten Verästelungen, ähnlich der Form eines in viele Richtungen ausladenden Blitzes. Der Aufklärer und Physiker Georg Christoph Lichtenberg hat zum ersten Mal eine solche Figur erzeugt, auf einer mit Staub bedeckten geladenen Isolatorplatte. „Unter anderem habe ich mit einem einzigen Schlag eine Menge Concentrischer Circkel hervorgebracht“, schreibt er in einem Brief über seine Entdeckung. „Es ist freilich gespielt, allein ein so schönes lehrreiches Spiel, dass ich mich dessen nie schämen werde.“ Mittlerweile gibt es Firmen, die Lichtenberg-Figuren auf Holz brennen und die gezeichneten Gegenstände für viel Geld verkaufen. Mit Eva Reiters Werk hat der sichtbar gewordene, für immer auf einem Material verewigte Blitz vor vier Jahren auch zum Klang gefunden: eine Folge von sieben Titeln für Stimme und Ensemble und sechs instrumentalen Zwischenspielen mit einem vorangestellten Prolog. Reiter beschäftigt sich in ihrer Arbeit immer wieder mit naturwissenschaftlichen Ereignissen und Gegebenheiten und überträgt ihre Auseinandersetzung mit diesen auf andere Kontexte. The Lichtenberg Figures ist für sie demnach ein „klingendes Psychogramm einer Gesellschaft“, wie sie selbst schreibt: „Wir tauchen immer wieder in gespiegelte, verzerrte, gebrochene Klangwelten ein, in denen der Hörer geblendet wird von Täuschungen und halluzinatorischen Sounds.“ Ebenso wie ein Text auch kann die metaphernreiche Welt dieses Werks „als eine Art persönliches Koordinatensystem, ein offenes Bezugssystem der eigenen Identität des Hörers verstanden werden.“ (HS)
DO 12.09. 22 Uhr, Innsbruck | Jesuitenkirche
NACHTHORN
LATE NIGHT – ORGEL-CLUBBING
Maxime Denuc Nachthorn für Orgel mit Roboter (2022), ÖEA
Maxime Denuc, Orgel mit Roboter
Kris Verdonck, Lichtdesign
Harry Charlier, Lichttechnik
Die Orgel, sagt der in Brüssel lebende Komponist Maxime Denuc, ist der älteste und beste Synthesizer der Welt: Die verschiedenen Register verkörpern unterschiedliche Klänge und Klangfarben, und die Orgel erschafft aus der Kombination der Register eine Klangsynthese. Gleichzeitig stellte die Traktur, also der Weg zwischen Taste, Luft und Pfeife, schon in der Antike ein technisches Meisterstück nicht nur des Instrumentenbaus dar. Denuc fügt der Orgel mit seinem Album Nachthorn (2022) eine weitere Ebene hinzu: Er spielt das Instrument nicht mit den eigenen Händen und Füßen, sondern mittels einer Vorrichtung, die er auf die Tasten des Manuals legt – und diese mit einem Midi-Controller bedient. „Meine Arbeit mit Midi zielt darauf ab, Stücke zu schreiben, die nicht von Menschen gespielt werden könnten“, sagt er dazu in einem Interview – unter anderem hinsichtlich verschiedener Aspekte wie einer unbestechlichen Regelmäßigkeit und Präzision, die nur eine Maschine bewerkstellingen kann. Klanglich verschwimmen die Grenzen zwischen analog und digital erzeugten Sounds, auch rein harmonisch erinnern Denucs Soundgemälde eher an Rave als an Kirche – repetitiv, hypnotisch, soft. „In meiner Arbeit mit Midi habe ich versucht so weit wie möglich von dem wegzukommen, wie Orgelmusik üblicherweise klingt“, sagt er.(HS)
FR 13.09.
20 Uhr, Innsbruck | Tiroler Landestheater
LIEBESGESANG
Georg Friedrich Haas Liebesgesang
Oper mit einem Text von Händl Klaus (2021), ÖEA
Hansjörg Sofka & Stefan Politzka, Musikalische Leitung
Marcos Darbyshire, Regie
Martin Hickmann, Bühne, Kostüme
Anselm Fischer, Video, Lichtdesign
Katharina Duda, Dramaturgie
Mimi Doulton, Stimme – Sie
Benjamin Chamandy, Stimme – Er
Ein Raum, ein Paar, ein langer Moment, in dem zwei Menschen um Sprache ringen, um ihre Liebe – wie sie war, wie sie noch und wie sie nicht mehr ist. Eine verschwiegene Krankheit, Glück und Verletzungen, Erinnerungen, Bilder, Trümmer, Silben verdichten sich zu einer rauschhaften Begegnung. Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas und der Librettist Händl Klaus loten in ihrer Oper Liebesgesang die unendlichen Nuancen einer Beziehung aus. Eine beinahe alltägliche Situation wird hier in ihren mikroskopischen Extremen hörbar. Genauso extrem ist die Aufführungssituation: Mit nichts als ihren Stimmen, ohne Orchester oder Dirigent:in, fächern eine Sängerin und ein Sänger das musikalisch-literarische Prisma der Partitur zu einem intensiven Gefühlsdrama von höchster Genauigkeit und ebenso großer Freiheit auf. Der argentinische Regisseur Marcos Darbyshire gibt sein Hausdebüt in den Kammerspielen des Tiroler Landestheaters und wagt sich mit seinem Team in die Extreme der menschlichen Seele.
Kooperation mit Tiroler Landestheater
SA 16.09.
20 Uhr, Innsbruck | Haus der Musik
ULA SICKLE + ICTUS
Holding Present (2023), ÖEA
Musik von Gert Aertsen, Didem Coşkunseven, Alvin Lucier, Pauline Oliveros, Stellan Veloce
Ictus
Ula Sickle, Konzept und Choreografie
Tom Pauwels (Ictus), Konzept, Musikalische Leitung
Zwischen Januar und März sind in Deutschland über drei Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das Erstarken der rechtsextremen AfD zu protestieren. Junge Menschen kleben sich auf Straßen fest, weil sie kein anderes Mittel sehen, um die Entscheidungsträger:innen zu einer klimagerechten Politik zu bewegen. Fridays for Future begann mit Schulstreiks einzelner, teilweise nicht einmal volljähriger Menschen – und hat sich zu einer globalen Protestbewegung entwickelt. Einzelne Menschen ohne Geld und Machtposition mögen vielleicht keinen großen Einfluss auf das Geschehen in der Welt haben, in der Masse aber können sie eine solche Macht entwickeln, dass sie ganze Systeme zu Fall bringen. Holding Present von Ula Sickle und dem Brüsseler Ensemble Ictus thematisiert den Übergang von der individuellen Geste zur kraftvollen kollektiven Aktion: Tänzer:innen und Musiker:innen performen symbolische Bewegungen, Klänge und Gesten, die sich zu einem alles vereinenden, hochenergetischen Höhepunkt steigern – und mehr und mehr wird auch das Publikum in das dynamische Gewebe integriert. Ungewöhnliche Instrumente spielen bei diesem Stück genauso eine Rolle wie in der Realität – denn Protest muss auf gewisse Weise immer auch kreativ sein: Aluminiumrohre, Steine, Megafone, ein Bullroarer (Schwirrholz) und ein modularer Synthesizer geben der Musik eine ungewöhnliche Haptik. Die Performance probt sozusagen, im sicheren Raum Theater, die Grundlagen und den Aufbau revolutionärer Kollektivität.
19.15 Uhr, Einführung mit Eva Reiter
SO 15.09.
08.05 Uhr, Start Bahnhof Schwaz
KLANGWANDERUNG 2024
Michael Schmid Breathcore
Eva Reiter Tube Orchestra
Tom Pauwels Pitch Pipe Collective
Carolina Schutti nunmehr wiesen und weidefläche – Textpartitur für Schauspielerin und Kinderchor (2024)
Ensemble Lautstark
Carmen Gratl, Sprecherin, Kinderchor KidZ Only
Musikschule Schwaz (Leitung Sofia Pisching), Schüler:innen Paulinum Schwaz (Leitung Petros Moraitis)
Die Klangwanderung führt in diesem Jahr nach Gallzein in der Silberregion Karwendel. Der Fokus aller Stationen entlang der Strecke liegt in Anlehnung an das Festivalmotto Konspirationen auf dem interaktiven und experimentellen Hörerlebnis. Eva Reiter, Michael Schmid und Tom Pauwels erarbeiten dafür mit Schüler:innen-Ensembles vom Paulinum Schwaz Werke, die mit der menschlichen Stimme, dem Atem und mit alltäglichen und doch kreativ umgedeuteten Gegenständen klangliche Experimente wagen – Ergebnis sind unter anderem ein Atem-Chor (Breathcor), ein Pitch Pipe Collectiv und ein Tube Orchestra. Bei einer weiteren Station der Wanderung denkt die Tiroler Schriftstellerin Carolina Schutti in Erinnerung an das ehemalige Schwazer Lager Oradour mit einem neuen Text über die Geschichte und Gegenwart des ehemaligen nationalsozialistischen Zwangsarbeiterlagers und späteren Entnazifizierungslagers nach. Das nach Abzug der französischen Truppen lange Jahre erst zur sogenannten Märzensiedlung für Aussiedler:innen wurde und später als Notunterkunft für Wohnungslose diente. Wie im vergangenen Jahr laden die jungen Teilnehmer:innen der Musizier- und Komponierwerkstatt Lautstark vom Verein klanggang ein, über ihre Kompositionen in Kreativität, Empathie, Teamarbeit, Neugier und Suche nach ungewöhnlichen Lösungen einzutauchen.
Information / Anmeldung: tickets@klangspuren.at
SO 15.09.
17 Uhr, Schwaz | Wirtschaftskammer
ABSCHLUSSKONZERT KLANGWANDERUNG 2024
Windkraft – Kapelle für Neue Musik
Petra Stump-Linshalm As You Like It (2022), UA
Joanna Bailie night scenes i & ii für Ensemble (2023, Neufassung 2024), UA
Christian Spitzenstaetter INSOMNIA #1 für Ensemble (2024), UA Auftragswerk von Windkraft mit freundlicher Unterstützung des BMKOES Wolfgang Mitterer couleurs de la vent für Ensemble, Sopran und Elektronik (2022)
Johannes Maria Staud Violent Incidents (Hommage à Bruce Nauman) für Saxofon, Bläserensemble und Schlagzeug (2005)
Andreas Mader, Saxophon
Elisabeth de Roo, Sopran
Zoi Tsokanou, Dirigentin
Umami, sauer, bitter, süß, salzig – Petra Stump-Linshalm teilt ihr neues Werk As You Like It auf in fünf nach den bekannten Geschmacksrichtungen benannte Abschnitte. Den Musiker:innen wird dabei offengelassen, wie sie die Musiken nach ihrem eigenen Geschmack noch einmal extra „würzen“, wie die Komponistin schreibt – allein die freie Besetzung lässt den Interpret:innen viel Spielraum, dem Werk eine ganz eigene Note zu verleihen. In seinem Werk Violent Incidents nimmt Komponist Johannes Maria Staud Bezug auf eine Installation des Konzeptkünstlers Bruce Nauman ohne sie nachzustellen. Er thematisiert schleichende und eruptive Gewalt sowie die Leere nach der Tat und hinterfragt damit archetypische Muster, die im Leben bedrohlich wirken. In couleurs de la vent verbindet Wolfgang Mitterer Sopran, Ensemble und Elektronik miteinander, um sich den Stärken und Farben des Windes zu nähern – von der leichten Brise bis zum alles zerreißenden Orkan. Joanna Bailies night scenes i & ii für Blechbläserensemble und Elektronik verschmilzt installative und audiovisuelle Elemente zu musikalischen Porträts zweier Orte: das wuselige Genf und der dunkle Schwarzwald. Christian Spitzenstaetter präsentiert mit INSOMNIA ein neues Kammermusikwerk, das sich intensiv mit den Herausforderungen der modernen Welt auseinandersetzt. Dabei thematisiert er Zustände wie Schlaflosigkeit, Angst, Depression und Gewalt.
SO 15.09.
20 Uhr, Innsbruck | Tiroler Landestheater
LIEBESGESANG
Georg Friedrich Haas Liebesgesang
Oper mit einem Text von Händl Klaus (2021), ÖEA
Hansjörg Sofka & Stefan Politzka, Musikalische Leitung
Marcos Darbyshire, Regie
Martin Hickmann, Bühne, Kostüme
Anselm Fischer, Video, Lichtdesign
Katharina Duda, Dramaturgie
Mimi Doulton, Stimme – Sie
Benjamin Chamandy, Stimme – Er
Ein Raum, ein Paar, ein langer Moment, in dem zwei Menschen um Sprache ringen, um ihre Liebe – wie sie war, wie sie noch und wie sie nicht mehr ist. Eine verschwiegene Krankheit, Glück und Verletzungen, Erinnerungen, Bilder, Trümmer, Silben verdichten sich zu einer rauschhaften Begegnung. Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas und der Librettist Händl Klaus loten in ihrer Oper Liebesgesang die unendlichen Nuancen einer Beziehung aus. Eine beinahe alltägliche Situation wird hier in ihren mikroskopischen Extremen hörbar. Genauso extrem ist die Aufführungssituation: Mit nichts als ihren Stimmen, ohne Orchester oder Dirigent:in, fächern eine Sängerin und ein Sänger das musikalisch-literarische Prisma der Partitur zu einem intensiven Gefühlsdrama von höchster Genauigkeit und ebenso großer Freiheit auf. Der argentinische Regisseur Marcos Darbyshire gibt sein Hausdebüt in den Kammerspielen des Tiroler Landestheaters und wagt sich mit seinem Team in die Extreme der menschlichen Seele.
Kooperation mit Tiroler Landestheater
DI 17.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum, Knappensaal
FUTURE LAB I: COMPOSERS LAB ABSCHLUSSKONZERT
Maria Vittoria Agresti Dia für Ensemble (2024), UA
Gaia Aloisi Lighthouse, I Was Everything für Ensemble und Elektronik (2024), UA
Yuheng Chen a lone wheat grain fell to the field für verstärktes Ensemble (2024), UA
Atousa Falamarzian camouflage für Ensemble (2024), UA
Mikel Iturregi Isila bezain ilun für sechs Instrumente (2024), UA
Francesco Fausto Magaletti La morte del Padre für Ensemble (2024)
Gioele Onida Esos für verstärktes Ensemble (2024), UA
Adrian Laugsch Bericht vom Leben nach dem Tode für Ensemble und Elektronik (2024), UA
NAMES Ensemble
Gregor Mayrhofer, Dirigent
Chaya Czernowin, Dozentin
Francesco Filidei, Dozent
Die eigens für das NAMES Ensemble komponierten Werke der acht Teilnehmer:innen des Composers Lab kommen an diesem Abend zur Uraufführung. Gemeinsam mit der Komponistin und Harvard-Kompositions- Professorin Chaya Czernowin und dem Komponisten und Organisten Francesco Filidei sowie dem NAMES Ensemble unter Gregor Mayrhofer haben die Teilnehmer:innen des Composers Lab 2024 eine Woche lang an ihren Ideen, musikalischen Ansätzen und der konkreten Ausformung ihrer Inspirationen gearbeitet und sie während des Meisterkurses einem „Reality Check“ unterzogen. Für das Publikum ist dieses Konzert eine ganz und gar offene Situation. Es weiß nicht, was zu hören sein wird und kann seine Ohren nicht anhand des Programms oder ihm schon bekannten Namen vorab justieren. Auf jedes einzelne Werk müssen sich die Hörer:innen neu einstellen und sich ohne Vorbehalt überraschen lassen!
Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 21.10., 23.03 Uhr
MI 18.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum
MÜNCHENER KAMMERORCHESTER
Johannes Maria Staud September Music für Streichorchester (2024), UA
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz und Münchener Kammerorchester (MKO). Der Kompositionsauftrag des MKO an Johannes Maria Staud wird gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Claude Vivier Zipangu für 13 Streichinstrumente (1980)
Justė Janulytė Elongation of Nights für Streichorchester (2009)
Chaya Czernowin Moths of Hunger and Awe für Violine und Streichorchester (2024), ÖEA
Der Kompositionsauftrag des Münchener Kammerorchesters an Chaya Czernowin wird gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Münchener Kammerorchester
Ilya Gringolts, Violine
Bas Wiegers, Dirigent
In diesem Jahr feiert Johannes Maria Staud, der von Beginn an mit dem Festival verbunden ist, seinen 50. Geburtstag – und Klangspuren feiert ihn mit einem neuen Werk für Streichorchester, das das Münchener Kammer- orchester aus der Taufe heben wird. In Claude Viviers Zipangu scheint die Zeit stillzustehen. Die faszinierende Klangwelt des franko-kanadischen Komponisten oszilliert zwischen Ost und West, Traum und Wirklichkeit. Vivier bezieht den Titel seines Stücks für zwei kontrastierende Streichergruppen auf den alten Namen Japans zur Zeit Marco Polos. Vivier experimentiert mit verschiedenen Farbkombinationen und lässt Anklänge an fernöstliche Musik und Rituale durchscheinen. Justė Janulytės Elongation of Nights hingegen hat seinen Ursprung in einer sehr gegenwärtigen, sehr menschlichen Erfahrung: dem Gefühl, wenn im Herbst die Nacht nach und nach wieder länger wird als der Tag. Zwei musikalische Ebenen verschieben sich in dieser Komposition in der gleichen Balance miteinander und gegeneinander, echohaft, wellenartig – harmonisch basiert alles auf Quinten, den Intervallen der leeren Saiten der Streichinstrumente: Alles ist im Fluss, alles passiert ganz natürlich, bedrückend und doch unaufhaltsam. Ein kryptischer Titel und eine eigenwillige Tonsprache mit geräuschhaften Klängen und Glissando-Strukturen prägen Chaya Czernowins Violin- konzert: Moths of Hunger and Awe entstand 2024 als Auftragswerk des Münchner Kammerorchesters – ein Stück, mit dem die Israelin die Grenzen musikalischer Gestaltungsmittel ausreizt: So klingt ihre Antwort auf eine Gegenwart, die von Um- und Einbrüchen geprägt ist.
19.15 Uhr Einführung mit Gunter Schneider
Radioübertragung: Ö1, Supernova, 15.12., 19.45 Uhr
DO 19.09.
19 Uhr, Schwaz | Museum der Völker
GUNTER SCHNEIDER - ZUM 70. GEBURTSTAG
Ein Gesprächskonzert mit Musik von und mit Gunter Schneider
Aaah …
ür gemischten Chor und Orgelpfeifen (1994)
PHP
für 2 Bassklarinetten und 2 B-Klarinetten (2013)
clean and distorted
für Gitarre (2023)
Übung
für kleines Ensemble (für Hans Schneider, 2016), UA
free music st. johann
Musik als soziale Utopie
Flaschen8er als 7er zu 4t
für acht gestimmte Bierflaschen (1995/2009)
recycling structures
2 Musik für Gitarre, Bassklarinette und Ensemble (2024), UA
Klaus Haidl, Gitarre
Kammerchor Stimmpfeffer (Leitung: Maria Luise Senn-Drewes)
Angélica Castelló, Paetzold-Blockflöte, Live-Elektronik
Burkhard Stangl, E-Gitarre
Vinzent Dienz & associates, gestimmte Bierflaschen
free music st. johann:
Elisabeth Aufschnaiter, Akkordeon, gadgets; Wolfgang Brunner, Kontrabass;
Cäsar Cechmann, Flöte, Sopran- und Tenorsaxofon; Bernard Embacher, Klarinette;
Hans Oberlechner, Violoncello; Barbara Romen, präpariertes Hackbrett;
Gunter Schneider, Kontragitarre;
Ingrid Wegmayr, E-Gitarre Petra Stump-Linshalm, Bassklarinette, B-Klarinette
Gunter Schneider, Kontragitarre
Heinz-Peter Linshalm, Bassklarinette, B-Klarinette, musikalische Leitung bei recycling structures 2
In Tirol ist Gunter Schneider kein Unbekannter – wenn nicht als Komponist oder Interpret, dann auch mal als belesene, kluge Stimme, die in die wichtigsten Konzerte des Festivals einführt. Im April ist er 70 Jahre alt geworden und blickt in diesem Konzert zusammen mit dem Publikum auf die zentralen Stationen seines Schaffens zurück: Während er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Gitarre, Improvisation und Musik der Gegenwart unterrichtete, konzertierte er als Solist und im Duo Romen&Schneider mit seiner Frau Barbara Romen, die verschiedene Hackbretter spielt, auf internationalen Bühnen und mit verschiedenen Orchestern. Parallel entwickelten sie gemeinsam Projekte wie das experimentelle Stubenmusikquartett quadrat:sch zusammen mit Alexandra und Christof Dienz, „Stimmen der Steine erspüren“ mit Klangskulpturen von Kassian Erhart oder „klopfzeichen“ in Kollaboration mit bildenden Künstler:innen sowie „zimt“ und „DUCHAMP DEFAULT“ mit Angélica Castelló und Burkhard Stangl. Eine wichtige Säule seiner musikalischen Praxis war stets die Improvisation. Gunter Schneider komponierte Stücke für Gitarre, (Kammer-)Orchester und Chor – unter anderem wurde sein Werk intension/extension 2012 im Rahmen von Klangspuren Schwaz uraufgeführt.
Radioübertragung: Ö1, Supernova, 15.09., 19.45 Uhr
DO 19.09.
20 Uhr, Schwaz | Stadtpfarrkirche | Dachboden
MATTHIAS PICHLER
Matthias Pichler And that’s all there is to it Songs für Kontrabass solo (2024), UA
1981 in Tirol geboren, begann Matthias Pichler im Alter von sechs Jahren mit dem Trompetenunterricht und studierte ab dem Jugendalter am Tiroler Landeskonservatorium und der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz Kontrabass. Er erhielt 2004 im Rahmen des Hans-Koller-Preises ein New-York-Stipendium, das ihm Unterricht bei John Patitucci, Larry Grenadier und Marc Johnson ermöglichte. 2006 gewann er den Hans-Koller-Preis in der Kategorie „Sideman of the year“. 2010 erhielt er den 1. Preis beim Internationalen Kontrabass-Kongress „BASS2010“ in Berlin in der Kategorie Jazz. 2014 und 2015 war er Finalist beim Neuen Deutschen Jazzpreis. Matthias Pichler war acht Jahre Bassist des Wolfgang Muthspiel Trios und spielte mit zahlreichen international bekannten Musikern. 2017 bis 2020 lebte er mit seiner Familie in New York City. Derzeit lebt und arbeitet er wieder in Berlin, und unterrichtet auch Jazzbass am Tiroler Landeskonservatorium. Seine And that’s all there is to it: Songs für Kontrabass solo erzählen viel über seine Verbindung zu diesem Instrument, die gemeinsame Geschichte und die unterschiedlichen musikalischen Pfade und Genres, in denen der Kontrabass zu Hause ist. Auf dem Dachboden der denkmalgeschützten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt bekommt die Interpretation der Kontrabass-Lieder eine besondere Intimität – von der beeindruckenden Architektur des Dachstuhls und der darin eingeschriebenen jahrhundertealten Geschichte ganz abgesehen.
DO 19.09.
21.15 Uhr, Schwaz | Stadtpfarrkirche | Dachboden
MATTHIAS PICHLER
Matthias Pichler And that’s all there is to it Songs für Kontrabass solo (2024), UA
1981 in Tirol geboren, begann Matthias Pichler im Alter von sechs Jahren mit dem Trompetenunterricht und studierte ab dem Jugendalter am Tiroler Landeskonservatorium und der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz Kontrabass. Er erhielt 2004 im Rahmen des Hans-Koller-Preises ein New-York-Stipendium, das ihm Unterricht bei John Patitucci, Larry Grenadier und Marc Johnson ermöglichte. 2006 gewann er den Hans-Koller-Preis in der Kategorie „Sideman of the year“. 2010 erhielt er den 1. Preis beim Internationalen Kontrabass-Kongress „BASS2010“ in Berlin in der Kategorie Jazz. 2014 und 2015 war er Finalist beim Neuen Deutschen Jazzpreis. Matthias Pichler war acht Jahre Bassist des Wolfgang Muthspiel Trios und spielte mit zahlreichen international bekannten Musikern. 2017 bis 2020 lebte er mit seiner Familie in New York City. Derzeit lebt und arbeitet er wieder in Berlin, und unterrichtet auch Jazzbass am Tiroler Landeskonservatorium. Seine And that’s all there is to it: Songs für Kontrabass solo erzählen viel über seine Verbindung zu diesem Instrument, die gemeinsame Geschichte und die unterschiedlichen musikalischen Pfade und Genres, in denen der Kontrabass zu Hause ist. Auf dem Dachboden der denkmalgeschützten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt bekommt die Interpretation der Kontrabass-Lieder eine besondere Intimität – von der beeindruckenden Architektur des Dachstuhls und der darin eingeschriebenen jahrhundertealten Geschichte ganz abgesehen.
FR 20.09.
20 Uhr, Innsbruck | St. Bartlmä
NADAR ENSEMBLE
I‘ll Be Back, ÖEA
Musik von Johann Sebastian Bach und Werke von Eva Reiter, Simon Steen-Andersen, Niko D. Schroeder und Joanna Bailie
Nadar Ensemble
„Du bist ein Museumsstück geworden“, schreibt die belgische Musikphilosophin Marlies De Munck 2019 in einem Brief an „Herrn Bach“, an „Johann“: „Ein Stück, das schön klingt, aber mit dem man nur schwer reden kann. Bitte nicht anfassen.“ Nun instrumentalisiert der ultranationalistische niederländische Politiker Thierry Baudet die Musik Bachs für seine Botschaft: „Er gibt sich als Ihr Retter und als der unserer gesamten Kultur aus. (…) Sie haben keine Stimme mehr, um dagegen zu protestieren, das weiß der Mann sehr gut“, so De Munck. „Es ist schmerzhaft, aber er zwingt uns, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Wir selbst haben Ihnen diese Stimme genommen. Wir haben Sie in eine Institution für Eliten gesperrt, die von Besserwissern bewacht wird.“ Bach wieder eine Stimme geben – das steht wie ein Motto über dem Programm I’ll Be Back des Nadar Ensembles. Verschiedene Kompositionen bekommen hier einen Raum, von Bach selbst, aber auch von anderen Komponist:innen, die zum Teil mit Elementen aus diesen spielen und arbeiten. Joanna Bailie etwa knüpft in ihrem Werk an einen Eindruck an, den sie beim Hören der Gigue aus Bachs Cellosuite Nr. 5 hatte: eine „seltsame Ähnlichkeit“ mit einer alten Dampflokomotive. Simon Steen-Andersen hat Bachs Capriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo für Solo-Rückengitarre bearbeitet, und in Eva Reiters The wilderness of mirrors begibt sich der Ostinato-Bass aus Bachs 2. Partita in einen „vielschichtigen musikalischen Spiegelpalast“, wie das Nadar Ensemble schreibt. Die Utopie, die Marlies De Munck antreibt, formuliert sie als Frage: „Wenn wir Ihnen versprechen, Sie aus ihrem teuren Gefängnis herauszulassen, würden Sie dann bitte wieder ein Mensch unnter Menschen werden?" Dieser Abend ist vielleicht ein erster Versuch. (HS)
SA 21.09.
20 Uhr, Innsbruck | Kaufhaus Tyrol
FUTURE LAB II: KONSTELLATION PLUS
Georges Aperghis Strasbourg instantanés (1998-1999)
konsTellation plus – Student:innen und Professor:innen des Tiroler Landeskonservatoriums
Ivana Pristašová Zaugg, Leitung
SoloVoices, Stimmen
Michael Wendeberg, Dirigent
Vierzehn Klarinetten, fünf Tuben, sechs Orgelpositive, Cembalo, Klavier, vier Violinen, vier Saxophone, eine Bratsche, eine Trompete, Chor und vier Soprane – im Jahr 1997, als Georges Aperghis am Straßburger Konservatorium Composer in Residence war, waren Besetzungen wie diese ein beeindruckendes Novum. Seine Strasbourg instantanés, also „Momentaufnahmen“, bestehen aus 51 kurzen Partituren, die auf ganz unterschiedliche Weise arrangiert und gespielt werden können. Die Künstler:innen, die dieses Werk interpretieren, sollen sich von der Architektur des Ortes, an dem sie spielen, den dortigen Klängen und der Atmosphäre inspirieren lassen, damit das Werk bei jeder Aufführung zur absolut einzigartigen Performance wird. Zwischendurch klingt die Musik dabei als sei sie improvisiert – obwohl Aperghis alles minutiös ausnotiert hat. Inspirationsgebend waren dennoch Improvisationsstunden mit den Studierenden des Konservatoriums, wie die französische Zeitung Le Monde nach der Uraufführung berichtete. Als ungewöhnlichen und gleichtzeitig spannenden Aufführungsort hat Klangspuren das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck gewählt, der es Konzertbesucher:innen ermöglicht, die Werke aus selbstgewählter Hörperspektive zu erleben
Mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung
SO 22.09.
20 Uhr, Schwaz |SZentrum
GROWING SIDEWAYS
Jorge Sánchez-Chiong & Brigitte Wilfing & andother stage
growing sideways
Choreografische Komposition in rückfälligen Verhaltensmustern (2021)
andother stage:
Jorge Sánchez-Chiong, Komposition, Elektronik, Performance
Brigitte Wilfing, Choreographie, Stimme, Performance
Mirjam Klebel, Horn, Performance
Alfredo Ovalles, Tasteninstrumente, Performance
David Panzl, Schlagwerk, Performance
Jan Maria Lukas, Lichtdesign
Florian Bogner, Sounddesign
Eigentlich hätte Brigitte Wilfing viel lieber „Tanz“ über das Werk geschrieben: „Wäre es eine Arbeit für ein Tanzfestival gewesen, hätte ich das auch, weil ich dann weiß, dass bereits eine kleine Verschiebung oder Dekon- struktion einer musikalischen Geste als Tanz gelesen werden kann“. Die Choreografin und der Komponist Jorge Sánchez-Chiong verschmelzen in ihrer Arbeit den Klang mit der Bewegung, durch die er erzeugt wird. Dabei gibt es zu Beginn immer ein choreografisches Dispositiv – mal liegen die Musiker:innen auf dem Boden wie in Land of the Flats, mal stehen sie auf einem Bein oder spielen mit zur Seite gerichtetem Kopf wie in growing sideways: „Der Blick über die Schulter ist unser neues Normal“, sagt Brigitte Wilfing dazu in einem Interview. „Was macht dieser Blick mit mir, mit meiner Bewegung und Orientierung?“ Dabei entsteht allerdings kein einheitliches Bild, kein „corps de ballets“, im Gegenteil: Die unterschiedlichen Körper zeigen mit ihren individuellen Erfahrungen und Beschaffen- heiten, was der Blick zur Seite eröffnen, aber auch beschränken kann: „Jede Performerin, jeder Performer mit ihrem bzw. seinem Background soll wirklich unterstrichen werden“, sagt Wilfing, „das ist mir choreografisch sehr wichtig.“