Programm 2025

DO 11.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum, Silbersaal

ERÖFFNUNGSKONZERT 2025

 

Bernhard Gander fanfare fanal für den Trompetenbaum von Jakob Scheid (2025), UA, 6’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz, ermöglicht durch das BMWKMS
Francisco Alvarado REW • PLAY • FFWD, für Orchester und Elektronik (2024), ÖEA 18’
Oxana Omelchuk His Last Interview für Theremin und Orchester (2025), UA, 15’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz
Manuel Zwerger TIEFENRAUSCH für präparierte Bassposaune, Augmented Reality, Zweikanal-Video, Zuspielung, Live-Elektronik und Orchester (2025), UA, 20’
Ermöglicht durch das Hilde-Zach-Kompositionsstipendium der Stadt Innsbruck 2023

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Khadijah Pamelia Stickney, Theremin
Moritz Brunner, Augmented Reality
Michael Mair, FPV-Drohne
Jakob Grimm, Soloposaune
Susanne Blumenthal, Dirigentin

Welche Beziehung knüpfen wir zu Technologien? Sind wir neugierig oder eingeschüchtert? Nostalgisch oder aufbruchsbereit? Das Eröffnungskonzert von Klangspuren 2025 spürt dem Festivalthema aus vier ganz unterschiedlichen Blickwinkeln nach. Bevor das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck die Bühne betritt, steht ein Astgeflecht aus Blechblasinstrumenten auf der Bühne. Gespielt wird das Gestell aus Trompeten, Flügelhorn und Posaunen von einer digital gesteuerten Pressluftmaschine. Bernhard Gander, vertraut mit Jakob Scheids „Trompetenbaum“, widmet diesem eine eigene Kurz-Komposition. Auch der Südtiroler Manuel Zwerger tüftelt klingendes Blech und moderne Technologie zusammen: Er präpariert den Zug einer Bassposaune mit einer Kamera und erschafft eine Augmented-Reality-Welt, durch die sich der Posaunist Jakob Grimm spielend navigiert und in die das Publikum mittels Zweikanal-Video buchstäblich eintauchen kann: Tiefenrausch heißt die Uraufführung. Oxana Omelchuk interessiert sich wiederum für eines der frühesten mit Elektrizität betriebenen Instrumente, das Theremin, und vor allem für dessen Erfinder: Lev Termen. Sie greift Audiofragmente seines letzten Interviews auf. Darin spricht Termen über seine Forschungen zur Unsterblichkeit, die ihn hinein in die Mikrostruktur der Zeit führten. Termens Stimme und die Theremin-Klänge der Solistin Khadijah Pamelia Stickney schweben in den Klangraum des Orchesters und spielen musikalisch mit Präsenz und Erinnerung, mit Wirklichkeit und Illusion. An seine Kindheit erinnert sich Francisco Alvarado: Seine Komposition REW • PLAY • FFWD speist sich aus den Sounds magnetischer Bänder, von Audio- und VHS-Kassetten. Die Beschleunigungen beim Spulen, die Schmiergeräusche beim Betätigen des Play-Buttons, die Abnutzungs-Artefakte einer vielbespielten Kassette, dazu Rauschen, Loops und unvorhersehbare Defekte schlittern durch das Orchester, das sich organisch mit ihnen verknotet wie ein entgleistes Tape.     

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 15.09.2025, 23.03 Uhr

 

FR 12.09.
20 Uhr, Innsbruck | BTV Stadtforum, Ton Halle

FUTURE LAB: KONSTELLATION PLUS

 

Daniele Ghisi Black Rain für Stimme, Ensemble und Elektronik (2021), ÖEA, 13’
Sara Glojnarić EVERYTHING, ALWAYS für Streichorchester und Tonband (2022), 14’
Martin Smolka Der Puppenkavalier – Musik zum Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch (2010/2017), 64’

Student:innen und Professor:innen des Tiroler Landeskonservatoriums
Ivana Pristašová Zaugg, Leitung
Juliet Fraser, Sopran
Michael Wendeberg, Dirigent

 

Eine launige Stummfilm-Musik steht im Zentrum des Konzerts von konsTellation plus: Martin Smolka hat den gut einstündigen Film Die Puppe (1919) des deutschen Regisseurs Ernst Lubitsch vertont. Der nimmt Adel und Kirche gleichermaßen auf die Schippe und erzählt von einem Heiratsschwindel der anderen Art: Lancelot, Neffe des Baron de Chanterelle, täuscht eine Heirat mit dem Werk eines Puppenmachers vor, damit der Onkel im Wissen um die Fortführung seines Geschlechts friedlich sterben kann – bis Lancelot merkt, dass er selbst ausgetrickst wurde: Die Braut an seiner Seite ist keine Puppe, sondern echt. Und plötzlich sind Gefühle da! Martin Smolkas Ansinnen unterstreicht die heitere Stimmung und die ironischen Details der Filmvorlage musikalisch. Sein Soundtrack mischt Werkzeuge der neuen Musik wie Mikrotöne und Klangfarbeneffekte mit Loops und Tonalem, mit Menuett-Versätzen und einem Tschaikowsky-Zitat. Die Musik ist rasant, unterhaltsam und verspielt wie der Film. Außerdem im Programm: Ein wetterfühliges Crescendo – Black Rain von Daniele Ghisi in der österreichischen Erstaufführung mit Juliet Fraser als Sopran, und ein Werk für Streichorchester und Tonband von Sara Glojnarić, eine der gefragtesten jungen Komponistinnen derzeit. konsTellation plus ist Teil des Klangspuren Future Lab in Kooperation mit dem Tiroler Landeskonservatorium zur Förderung talentierter Interpret:innen zeitgenössischer Musik.

 

SA 13.09.
20 Uhr, Schwaz | St. Martin

LAMENT: A RITUAL OF LETTING GO

 

Soosan Lolavar (*1987) Our Sunken World (2025)
Traditional MacCrimmon's Lament
Korsische Polyphonie Miseremini mei
Korsisches Volkslied Com'aqua linda

Johann Paul von Westhoff (1656-1705) Imitazione delle campane aus Violinsonate Nr. 3
Josquin Desprez (ca. 1450-1521) Baisiez moy
François Couperin (1668-1733) Mea aus Trois leçons de ténèbres
Kassia (ca. 808-865) Hymnus an Pelagia
Christopher Trapani (*1980) Miroloi (2025), UA

Catherine Lamb (*1982) Duo (Love) aus the being/the world (2023/24)
Josquin Desprez Petite Camusette
James Weeks (*1978) Bird-becoming (2025)

 

Juliet Fraser, Sopran
Christelle Monney, Mezzosopran
Sarah Saviet, Violine
Soosan Lolavar, Santoor
Eliza McCarthy, Keyboard

 

Hand aufs Herz, Münder auf: Wie viele Lieder fallen uns ein, die wir aus dem Stegreif gemeinsam mit anderen singen können? Das eine oder andere Weihnachtslied vielleicht, Happy Birthday, und dann wird es auch schon dünn. Dabei helfen Lieder seit vielen Jahrhunderten, die Emotionen an Schwellenpunkten des Lebens – von der Hochzeit bis zur Beerdigung – zu verarbeiten, zu kanalisieren, womöglich erst richtig zu spüren. Juliet Fraser beklagt diesen kulturellen Verlust des ritualhaften Singens, und schließt sich selbst mit ein. Die britische Sopranistin hat das Singen zu ihrer Profession erhoben und während der Pandemie eine Sinnkrise durchlebt: Ihr Verhältnis zum Gesang war ernst, perfektionistisch und irgendwie entfremdet von den eigenen Emotionen, vom Gemeinschaftlichen geworden. So hatte sie eigentlich geplant, ihre Karriere zum Ende der Spielzeit 2024/25 mit einem dramatischen Abgesang zu beenden. Allerdings markiert unser diesjähriges Festival bereits den Beginn der neuen Spielzeit, und Fraser ist immer noch da. Sie hat in der Krise neue Orientierung gefunden – zurück zum Lied. Ihr neues Programm Lament: a ritual of letting go vereint Lieder aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen: korsische Polyphonie und byzantinische Hymnen von Kassia, der ersten namentlich bekannten Komponistin des Abendlandes, sehnsüchtige Lieder von Josquin und Couperin, aber auch zeitgenössische Lamenti von Soosan Lolavar und James Weeks. Frei von Nostalgie will Juliet Fraser die Ausdrucksvielfalt der Stimme zelebrieren – intimer, verspielter, mutiger und gemeinschaftlicher – mit dem Wunsch, die Lücke zwischen der Musik und sich, aber auch dem Publikum ein kleines Stück zu schließen.

Eine Koproduktion von Britten Pears Arts, Klangspuren Schwaz und MaerzMusik – Berliner Festspiele. Mit großzügiger Unterstützung der Vaughan Williams Foundation.

 

SO 14.09.
20 Uhr, Innsbruck | Haus der Musik, Großer Saal

40 JAHRE KLANGFORUM WIEN 

 

19.15 Uhr, Einführung: Gunter Schneider im Gespräch mit Johannes Maria Staud

Johannes Maria Staud Die schöne Müllerin / These Fevered Days 
Instrumentierung des Schubert‘schen Liederzyklus mit 7 neuen Liedern nach Emily Dickinson für Tenor und Ensemble (2024), ÖEA, 95’

Klangforum Wien: 
Vera Fischer, Flöten; Markus Deuter, Oboe, Englischhorn; Hugo Queirós, Klarinetten; Lorelei Dowling, Fagott, Kontraforte; Christoph Walder, Horn; Anders Nyqvist, Trompete; Mikael Rudolfsson, Posaune; Alex Lipowski, Schlagwerk; Karin Meissl, Schlagwerk; Miriam Overlach, Harfe; Johannes Piirto Klavier; Krassimir Sterev, Akkordeon; Annette Bik, Violine; Gunde Jäch-Micko, Violine; Samuel Sedano, Viola; Paul Beckett, Viola; Benedikt Leitner, Violoncello; Andreas Lindenbaum, Violoncello; Evan Hulbert, Kontrabass

Christoph Prégardien, Tenor
Elena Schwarz, Dirigentin

 

Die zeitlosen Themen Natur und Liebe bilden die Grundlage für Johannes Maria Stauds Auseinandersetzung mit Franz Schuberts Die Schöne Müllerin (1823), und dabei holt er diese behutsam in die Gegenwart ohne den fahlen Abglanz einer falsch verstandenen Historizität. Doch dazwischen schimmern noch ganz andere Klangfarben, in sieben Staud-Vertonungen von Gedichten Emily Dickinsons. Sie lebte und schrieb nur wenige Jahrzehnte nach Schubert und „seinem“ Dichter Wilhelm Müller, auch sie verfasste Verse über Natur und Liebe – doch scheint Dickinson nicht nur einen realen Ozean, sondern auch gedanklich meilenweit entfernt. Bei Schubert/Müller bleibt die Frau Projektionsfläche für männliches Begehren, während Dickinson ihre Stimme für weibliche Selbstbestimmung erhebt. Nur zehn ihrer 1.789 Gedichte veröffentlichte sie zu Lebzeiten. Emily Dickinson kritisierte religiöse Dogmatik und formulierte freie Gedanken zu Lebens- und Liebesfragen. Sie war belesen und gut informiert über politische Debatten. Zugleich faszinierten sie Terminologie und Sprachduktus der Naturwissenschaften. Daraus entstand ein experimentierfreudiger Stil, der erst nach ihren Lebzeiten wirklich geschätzt wurde. Trotz aller Unterschiede findet Johannes Maria Staud in seinem Zyklus Bezüge zwischen der Welt der Schönen Müllerin und den Gedanken von Emily Dickinson – die sich übrigens wünschte, dass ihre Lyrik „tenderly“, also zärtlich gelesen werden sollte.

Veranstaltung in Kooperation mit musik+ und Haus der Musik Innsbruck  

 

DI 16.09.
20 Uhr, Innsbruck | ORF Tirol, Studio 3

STUDIO DAN

 

19.15 Uhr Einführung: Gunter Schneider im Gespräch mit Thomas Wally   

Thomas Wally Being Karl Dieter. Eine Musiktheater-Performance (2024), UA, 90’
Text: Thomas Wally. Literarische Bezüge auf Thomas Mann, Haruki Murakami und Virginia Woolf    
Ein Auftrag von Studio Dan. Mit freundlicher Unterstützung des BMKOES und des SKE-Fonds

Studio Dan: 
Alyona Pynzenyk, Violine; Flora Geißelbrecht, Viola; Maiken Beer, Violoncello; Manuel Mayr, Kontrabass; Thomas Frey, Flöte; Theresa Dinkhauser, Klarinette; Matthew Smith, Fagott; Clemens Salesny, Saxophon; Damaris Richerts, Trompete; Till Künkler, Posaune; Raphael Meinhart, Schlagwerk; Michael Tiefenbacher, Klavier

Thomas Wally, Sprecher
Werner Angerer, Klangregie
Alexander Wanko, Lichtregie
Florian Drexler, Regie
Xizi Wang, Dirigentin

 

Neue Musik auf der Couch ist der doppeldeutige Titel von Thomas Wallys Sendereihe auf Ö1. Das Sofa ist natürlich ein geeigneter Hörort für Musik aus dem Radio. Doch die Couch gibt es auch beim Psychoanalytiker, und da geht es ans Eingemachte. Genau wie in Wallys Sendung, in der er seit 2021 ausgewählte Stücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert zur Analyse heranzieht – scharf, erkenntnisbringend und unterhaltsam. Von Bartók und Webern über Boulez und Ligeti bis zu Haas und Saunders haben schon viele große Namen in ihre kompositorischen Tiefen blicken lassen. Nun bringt Wally das Konzept auf die Bühne – diesmal aber mit einer Musik, die es so nicht gibt. Sie existiert nur in auskomponierter Koexistenz mit der Analyse. Die wird zum eigentlichen Werk. In sezierten Ausschnitten nimmt sich Thomas Wally als Sprecher zusammen mit dem zwölfköpfigen Wiener Ensemble Studio Dan dem Stück an. Inspiriert ist das fiktive Werk von literarischen Musik-Beschreibungen: Virginia Woolfs The String Quartet, in der sie den Bewusstseinsstrom einer Person im Konzertpublikum beschreibt; Charlie Parker plays Bossa Nova von Haruki Murakami; und dem Dr. Faustus von Thomas Mann, inklusive einiger erfundener Kompositionen des Protagonisten, dem Komponisten Adrian Leverkühn. Es soll einst musikwissenschaftliche Seminare gegeben haben, in denen nur analysiert und gar keine Musik gehört wurde. Bei Thomas Wally geht beides wunderbar zusammen. Und so wie auf der freudschen Couch können diese Einblicke in tiefere Schichten zu einem besseren Verständnis und mehr Freude an der Musik führen – das ist Wallys Ziel.

 

Radioübertragung: Ö1, Supernova, 05.10.2025., 19.45 Uhr

MI 17.09.
20 Uhr, Innsbruck | Theater praesent

HYPER DUO

 

Pierre Jodlowski Limbus für Keyboards, Schlagwerk, Video, Szenografie, Licht und Elektronik (2023), 60’    

Gilles Grimaître, Keyboards und Performance
Julien Mégroz, Schlagwerk und Performance
Pierre Jodlowski, Konzept, Video, Beleuchtung, Inszenierung
Matthieu Guillin, Klangprojektion

 

Die ständige Überreizung durch Social Media schickt uns auf die Dopamin-Achterbahn, ständig brauchen wir Nachschub. Der Vergleich mit Drogenmissbrauch liegt nahe. Das ultradigitalisierte Leben mit seiner permanenten Flut an Bildern und Informationen führt uns weg von der Erfahrung der Realität. Pierre Jodlowsky, französischer Komponist, thematisiert diesen Zustand, bleibt jedoch nicht beim bloßen Appell zu mehr Achtsamkeit. Die Halluzination nämlich sei noch realer als die gewöhnliche Realität, so empfand es der Dichter und Maler Henri Michaux (1899-1984). Seine Experimente mit psychotropen Substanzen zeigten ihm Alternativen auf, die er, einmal erfahren, nicht mehr vergessen konnte. Halluzination, so Michaux, korrespondiere fehlerfrei mit dem „inneren“ Bild – sie sei „synergetisch, synthetisch und ganz“. Was also bleibt übrig von dem, was wir für die Realität halten, wenn man in digitalen Welten verloren geht – oder sein Gehirn mit Substanzen stimuliert? Daraus hat Jodlowsky ein rasantes Multimedia-Stück mit dem Schweizer HYPER DUO entwickelt: Limbus. Ein großer Screen hinter der Bühne dient als Portal in eine andere Welt. In dieser erleben Gilles Grimaître (Klavier, Synthesizer) und Julien Mégroz (Percussion, Elektronik) einen surrealen Roadtrip mit Autorennen, Jagdszenen im Wald, einer gefährlichen Tattookünstlerin und furchteinflößenden Kreaturen. Dabei transformieren sich auch ihre Identitäten. Bald bricht die Trennung der Welten auf, Bühne und Screen kontaminieren sich gegenseitig und auch das Publikum ist eingeladen, Schlafmasken aufzusetzen, um kollektive auditive Halluzinationen zu erleben. Wer hat Angst vor dieser technoinduzierten Realität?

 

DO 18.09.
20 Uhr Innsbruck | Treibhaus

ENSEMBLE CHROMOSON

 

19.15 Uhr, Einführung: Gunter Schneider im Gespräch mit Hannes Kerschbaumer

σύν/syn

Fabio Machiavelli Aluminium Bridges für Flöte, Klarinette, Schlagwerk, Klavier, Violine, E-Violoncello & Elektronik (2022/2025), ÖEA, 7’
Katarina Gryvul Solastalgia für Bassflöte, Bassklarinette, Baritonsaxophon, Schlagzeug, Klavier und Elektronik (2023), 12’
Alexander Schubert POINT ONES für erweiterten Dirigenten, kleines Ensemble und Live-Elektronik (2012), 13’
Kelley Sheehan Brainzaps für Trio, Tonband und Video (2020), 4’
Hannes Hölzl: imitating imitation für Ensemble, Elektronik und Video (2025), ÖEA, 9’
Gefördert durch Klangspuren Schwaz, Südtiroler Künstlerbund und BMWKMS
Tine Surel Lange Arctic Creatures: Repparfjord für Ensemble und Video (2019) 13’
Hannes Kerschbaumer symbiont für Ensemble, Elektronik und Video (2025), ÖEA, 7’
Gefördert durch die Autonome Provinz Bozen Deutsche Kultur und BMWKMS

Ensemble Chromoson:
Carolin Ralser, Flöten; Massimiliano Girardi, Saxophone; Marco Sala, Klarinetten; Jacobo Hernández Enríquez, Violine; Leo Morello, Violoncello; Luca Lavuri, Klavier; Philipp Lamprecht, Schlagwerk; Giuseppe Mennuti, E-Gitarre
Hannes Brugger, Klangregie  
Nathanael Noir & Soft Bleach, Video & Live coding
Lars Mlekusch, Musikalische Leitung

Kooperation mit Transart Bozen

 

Menschliche Kreativität und technologische Entwicklungen hängen naturgemäß eng zusammen. Das Ensemble Chromoson zeigt in seinem Programm σύν/syn die vielfältigen transdisziplinären Ausdrucksformen, die möglich sind, wenn Musik, Kunst und Technologie in einen symbiotischen Dialog treten. Von tüftlerischem DIY-Geist geprägt ist die Arbeit von Fabio Machiavelli. In seinem geräuschhaften Stück Aluminium Bridges präpariert er die Instrumente mit Klettverschlüssen. Für Klangspuren hat er es nochmal in die Werkstatt genommen und präsentiert eine neue Fassung. 13 Jahre nach seiner Entstehung gilt POINT ONES von Alexander Schubert längst als postdigitaler Musik-Klassiker. Hier steuert der Dirigent mit Bewegungssensoren den Ensembleklang in Echtzeit. Katarina Gryvul spürt in ihrem gleichnamigen Stück für elektronisch erweitertes Ensemble dem Gefühl der Solastalgia nach. Der Begriff beschreibt das Bedauern über den Verlust eines Lebensraumes, mit dem man sich identifiziert hat – oder mit der Melancholie des bevorstehenden Verlustes. Einen konkret bedrohten Lebensraum zeigt Tine Surel Lange in Arctic Creatures: Repparfjord. Dieser Fjord in Nord-Norwegen ist von der Umweltzerstörung durch Mineralienabbau gefährdet. Ein poetisches Video wirft die Frage auf, ob der Mensch die Erde eines Tages neuen Kreaturen überlassen muss. Kelley Sheehan verklanglicht und visualisiert das Phänomen der „Brainzaps“: kurze elektrische Schläge im Gehirn, die mit Derealisation einhergehen können. Hinzu kommen österreichische Erstaufführungen von Hannes Hölzl und von einem der Mitgründer von Chromoson, Hannes Kerschbaumer, – beides Werke für Ensemble, Elektronik und Video.

 

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 20.10.2025, 23.03 Uhr

 

FR 19.09.
20.30 Uhr, Innsbruck | p.m.k

SYNESTHETIC4

 

LATE NIGHT – ORGEL-CLUBBING

Maxime Denuc Nachthorn für Orgel mit Roboter (2022), ÖEA

Maxime Denuc, Orgel mit Roboter
Kris Verdonck, Lichtdesign
Harry Charlier, Lichttechnik  

Die Orgel, sagt der in Brüssel lebende Komponist Maxime Denuc, ist der älteste und beste Synthesizer der Welt: Die verschiedenen Register verkörpern unterschiedliche Klänge und Klangfarben, und die Orgel erschafft aus der Kombination der Register eine Klangsynthese. Gleichzeitig stellte die Traktur, also der Weg zwischen Taste, Luft und Pfeife, schon in der Antike ein technisches Meisterstück nicht nur des Instrumentenbaus dar. Denuc fügt der Orgel mit seinem Album Nachthorn (2022) eine weitere Ebene hinzu: Er spielt das Instrument nicht mit den eigenen Händen und Füßen, sondern mittels einer Vorrichtung, die er auf die Tasten des Manuals legt – und diese mit einem Midi-Controller bedient. „Meine Arbeit mit Midi zielt darauf ab, Stücke zu schreiben, die nicht von Menschen gespielt werden könnten“, sagt er dazu in einem Interview – unter anderem hinsichtlich verschiedener Aspekte wie einer unbestechlichen Regelmäßigkeit und Präzision, die nur eine Maschine bewerkstellingen kann. Klanglich verschwimmen die Grenzen zwischen analog und digital erzeugten Sounds, auch rein harmonisch erinnern Denucs Soundgemälde eher an Rave als an Kirche – repetitiv, hypnotisch, soft. „In meiner Arbeit mit Midi habe ich versucht so weit wie möglich von dem wegzukommen, wie Orgelmusik üblicherweise klingt“, sagt er.(HS)

 

SA 20.09.
20.15 Uhr, Innsbruck | Jesuitenkirche

QUARTETTO MAURICE & SOLOVOICES

 

Justė Janulytė Nodo Infinito für 4 Stimmen und 4 Streicher (2024), ÖEA, 18’
Bernhard Lang GAME 15 ‚Mirror Games‘ für 4 Stimmen und Streichquartett (2022/23), ÖEA, 42’
 

Quartetto Maurice:
Georgia Privitera, Violine; Laura Bertolino, Violine; Francesco Vernero, Bratsche; Aline Privitera, Violoncello
SoloVoices:
Svea Schildknecht, Sopran; Francisca Näf, Mezzosopran; Jean‐Jacques Knutti, Tenor; Jean‐Christophe Groffe, Bass

 

Der Spiegel ist das Grundmotiv dieses Konzerts – inspiriert von der „Tabula Smaragdina“, einem Grundlagentext der Alchemie, der bis heute fasziniert und Hermes Trismegistos zugeschrieben wird. Gewissermaßen spiegeln sich das italienische Quartetto Maurice und die SoloVoices aus der Schweiz – nicht nur in der Anzahl ihrer Mitglieder, auch in der Kohärenz der Klangfarben, hier das Streichquartett, dort die vier Stimmen. Bernhard Lang und Justė Janulytė begeben sich in das Spiegelkabinett und spielen mit den Reflexionen und Dopplungen, die sich ergeben, wenn man beide Ensembles zusammenbringt. Lang bezieht sich in Mirror Games auf die „Tabula Smaragdina“. Symmetrie in Klang und Struktur, gekrümmte Spiegelungen durch nicht ganz deckungsgleiche Loops, Verdopplungen und Vervierfachungen, aber auch Reduktionen auf die Duo-Besetzung verleihen diesem Stück Struktur. Die litauische Komponistin Justė Janulytė lässt die acht Musiker:innen in einem Kreis sitzen. Ihr Werk Nodo Infinito ist inspiriert vom buddhistischen Symbol des endlosen Knotens, der den ewigen Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt repräsentiert. Ursache und Effekt sind hier letztlich Spiegelbilder ein und desselben Prinzips. In ihrem „monochromen“ Stil komponiert Janulytė langsame Wellen, ein Auf und Ab der Intensität, in der Streich- und Vokalquartett nie ganz im selben Tempo navigieren. Über (oder unter) allem steht die Frage: Sind wir wirklich die, die wir im Spiegel sehen?  

 

SA 20.09.
22 Uhr, Innsbruck | Treibhaus, Unterm Volksgarten

KATARINA GRYVUL: SPOMYN

SPOMYN (2025) 60'

Michał Labijak, Lichtkunst
 

Katarina Gryvul lebt in verschiedenen Welten – oberflächlich gesehen. Sie studierte Violine und Komposition in Polen, produzierte nebenbei pop-infizierte elektronische Musik und arbeitete auch als Komponistin in der Game-Industrie. Doch auf ihrem neuesten Album SPOMYN, das sie bei Klangspuren präsentiert, wird mehr denn je deutlich, wie die unterschiedlichen Ästhetiken ineinanderfließen und etwas Drittes jenseits aller Grenzen entstehen lassen können. Unverblümte Emotionen durchbrechen teils brachial die strukturelle Finesse der Kompositionen, engelsgleiche Stimmen schichten sich auf und schieben sich hinein in hochaufgelöste Digitalklänge. SPOMYN, auf Deutsch Erinnerung, spiegelt musikalisch wider, was Katarina Gryvul auch konzeptuell behandelt: den Kern des Individuums, die Einzigartigkeit unseres Wesens, beides nicht nur durch unsere Erfahrungen, sondern auch durch die unserer Vorfahren geformt. In jedem Track flimmert etwas Verlorenes, Verzerrtes, fast Vergessenes auf, das aber subkutan die Persönlichkeit im Jetzt beeinflusst. Auch wenn Gryvul den Krieg in ihrer ukrainischen Heimat künstlerisch nicht direkt behandeln will, lebt sie seit mehr als drei Jahren doch auch in einer neuen Welt. In der ist etwas zerbrochen, die Erinnerung an ein Vorher ist verschwommen.

 

SO 21.09.
09.45 Uhr Shuttle ab Bahnhof Schwaz nach Grafenast
18:00 Uhr Rückfahrt mit dem Shuttle zur WKO Tirol, Bezirksstelle Schwaz

KLANGWANDERUNG 2025

 

Klangstation I, Pillberg, Biohotel Grafenast
Christof Dienz BASS SURFACE für Kontrabass solo und zwei Spieler (2024)
Alexandra Dienz und Chris Norz, Kontrabass

Kaffee/Tee & Kipferl

Klangstation II, Talstation Kellerjochbahn, Werkstatt
Jakob Scheid Speaking without lips, Performance für sprechende Maschinen

Bergfahrt mit dem Doppelsessellift der Kellerjochbahn

Klangstation III, Bergstation Kellerjochbahn, Garage
Khadijah Pamelia Stickney Theremin solo

Wanderung Richtung Alpengasthof Loas

Klangstation IV
entlang der Strecke zwischen Bergstation Kellerjochbahn und Alpengasthof Loas

Jessie Montgomery Rhapsody No 1, 7’
Tomasz Skweres Reminiszenz, 5’
Caio de Azevedo Nikki (2025), UA, 5’
Auftragswerk von Annette Fritz

Annette Fritz, Violine solo

Alpengasthof Loas
Suppe mit Brot und Schiwasser

Wanderung zum Biohotel Grafenast

Klangstation V, Pillberg, Biohotel Grafenast
Ensemble Lautstark
Teilnehmer:innen der Musizier- und Komponierwoche Lautstark 2025, Michael Öttl, Dozent Junge Musiker:innen (8-18 Jahre) erforschten unter dem Motto „Unter die Lupe“ eine Woche lang leise, subtile Klangwelten. Bei der Klangwanderung präsentieren sie Kompositionen und Improvisationen, die dazu einladen, überhörte akustische Details der Umgebung neu zu entdecken.

 


Rauf auf die Berge, weg vom Lärm der Zivilisation? Schon längst greift auch der Mensch mit seinen Maschinen in die alpine Geräuschkulisse ein, vom Silberbergbau bis zur Schneekanone. Auch auf der Klangwanderung 2025 rattert und surrt bald der Sessellift der Kellerjochbahn, der das Publikum nach dem Start am Pillberg zur Bergstation bringt. Unterm Kellerjoch geht es dann weiter – umgeben von den Klängen der Natur – mit musikalischen Beiträgen an fünf Wegstationen. Khadijah Pamelia Stickney gleitet mit Thereminklängen in die Szenerie, Jakob Scheid transportiert seine selbstgebauten Sprech-Maschinen für die Performance Speaking without lips in die Berge. Spieltechnisch ungewöhnlich ist Christof Dienz' Bass Surface: Hier bearbeiten gleich zwei Menschen (Alexandra Dienz und Chris Norz) nur einen Kontrabass. Ganz ohne Strom funktioniert das Programm von Annette Fritz für Violine solo mit Stücken von Jessie Montgomery, Tomasz Skweres und Caio de Azevedo. Und wie schon im letzten Jahr laden die jungen Teilnehmer:innen der Musizier- und Komponierwoche LAUTSTARK vom Verein klanggang dazu ein, in die Kreativität, Empathie und Neugier ihrer Teamarbeit einzutauchen – dieses Jahr noch ein bisschen genauer, denn das Motto lautet: „Unter die Lupe“.

 

SO 21.09.
19 Uhr, Schwaz | WKO Tirol, Bezirksstelle Schwaz, Festsaal

ABSCHLUSSKONZERT KLANGWANDERUNG 2025

 

Tiroler Kammerorchester InnStrumenti

Anto Sophia Manhartsberger Sie stürzt die Mächtigen Tape und Live-Elektronik (2020), 5’
Hannes Kerschbaumer synclinal flux für Kammerorchester und Video (2024), 11’
Manuela Kerer zersplittern für Ensemble (2014/15), 9’
Chris Norz plastic brains (2025), UA, 10’ (Text: Anna Widauer)
MIt freundlicher Unterstützung von BMWKMS
Bernhard Gander Three Thrashy Threads für Ensemble (gewidmet Andrei Siclodi, 2025), UA, 10’ 
Gefördert von der Stadt Wien Kultur und mit freundlicher Unterstützung des BMWKMS sowie des SKE-Fonds.


Tiroler Kammerorchester InnStrumenti:
Agnieszka Kulowska, Violine; Denys-Andrii Vasylynets, Violine; Alberto Castillo, Viola; Sneana Trajkovski, Violoncello; Klaus Telfser, Kontrabass; Dominika Hu ka, Flöte; Stephanie Treichl, Oboe; Stephan Moosmann, Klarinette; Robert Gonzalez, Fagott; Viktor Praxmarer, Horn; Thomas Steinbrucker, Trompete

Anna Widauer, Gesang
Chris Norz, Schlagwerk
Gerhard Sammer, Leitung  

 

Die traditionelle Klangwanderung 2025 mündet in einem Abschlusskonzert mit dem Tiroler Kammerorchester InnStrumenti. Mit synclinal flux von Hannes Kerschbaumer geht es auch hier um das Zusammenspiel von Musik und Landschaft. Der Komponist übersetzt das geologische Phänomen der Faltenbildung in Musik und Live-Video. Tektonische Kräfte werden hörbar und jahrtausendelange Prozesse im Zeitraffer erlebbar, wenn sich instrumentale Klangschichten aufbäumen und komprimieren. In den Neuro-Landschaften des menschlichen Gehirns wandert Manuela Kerers zersplittern. Das Stück sucht nach einer musikalischen Lösung für die Frage, was geschieht, wenn der neuronale Balken crasht, der die zwei Hälften des Großhirns zusammenhält – wenn Gedanken zersplittern und Nervenimpulse unterbrochen werden. Auch Chris Norz bezieht sich in seinem neuen Stück plastic brains auf das Gehirn. Grundlage ist ein Text der Singer-Songwriterin Anna Widauer. Anto Sophia Manhartsberger hat sich einen Text aus dem Lukas-Evangelium angeeignet und zu einer feministischen Befreiungserzählung auskomponiert: Sie stürzt die Mächtigen beginnt einvernehmlich, begehrt auf, und endet in einer freien Improvisation. Ein neues Werk von Bernhard Gander macht das Programm komplett.

 

DI 23.09.
20 Uhr, Schwaz | Szentrum, Knappensaal

FUTURE LAB: COMPOSERS LAB - ABSCHLUSSKONZERT

 

Sieben Uraufführungen der Teilnehmer:innen des Klangspuren Composers Lab 2025:  
Agustín Castellón Molina a swarm of silhouettes rose from an inverted dawn (2025), UA, 10
Carmel Curiel Frecha in a Mercedes (2025), UA 10’
Tina Geroldinger KMobiläfer (2025), UA 10’
Patrik Kako jouissance_k (2025), UA 10’
Emanuele Savagnone scarred (2025), UA, 10
Yixie Shen Heißluft (2025), UA 10’
Ziyi Tao fate/necessity (2025), UA 10’

Studio Dan:
Sophia Goidinger-Koch, Violine; Manuel Mayr, Kontrabass, E - Bass; Till Künkler, Posaune; Thomas Frey, Flöte; Michael Tiefenbacher, Klavier, Keyboard; Raphael Meinhart, Schlagwerk

Lin Liao, Dirigentin
Justė Janulytė, Dozentin, Johannes Maria Staud, Dozent


Die im Rahmen des Composers Lab eigens für Studio Dan entstandenen Werke der sieben ausgewählten Komponist:innen erleben an diesem Abend ihre Uraufführung. Eine Woche lang setzten sich die Teilnehmer:innen gemeinsam mit der litauischen Komponistin Justė Janulytė, dem österreichischen Komponisten Johannes Maria Staud sowie dem Ensemble Studio Dan unter der Leitung von Lin Liao intensiv mit ihren musikalischen Ideen und deren Ausarbeitung auseinander. In einem inspirierenden Umfeld wurden die Kompositionen während des Meisterkurses einem „Reality Check“ unterzogen und weiterentwickelt – stets begleitet von der Expertise der internationalen Dozent:innen.
Für das Publikum eröffnet sich eine außergewöhnliche Hörsituation: Ohne bekannte Namen im Programm und ohne ausführliche Werkbeschreibungen als Orientierung sind die Zuhörer:innen eingeladen, sich unvoreingenommen auf jedes einzelne Stück einzulassen. Das Abschlusskonzert des Composers Lab 2025 lädt dazu ein, die Vielfalt und Innovationskraft junger Komponist:innen hautnah zu erleben.

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 17.11.2025, 23.03 Uhr

 

MI 24.09.
20 Uhr, Schwaz | WKO Tirol, Bezirksstelle Schwaz, Festsaal

AIRBORNE EXTENDED

19.15 Uhr: Künstlerinnengespräch mit Sonja Leipold und Caroline Mayrhofer 

 

Anda Kryeziu Automated Marshmallows für Flöten, Blockflöten/Paetzold, Cembalo, Harfe, Synthesizer und kleine Motoren (2025), UA, 10’
Kompositionsauftrag von Ensemble airborne extended, ermöglicht von Ernst von Siemens Musikstiftung. Gefördert von BMWKMS und Klangspuren Schwaz
Anna Korsun Ierotelestía für 4 singende Musikerinnen | für Flöten, Blockflöten, Harfe, Cembalo & Stimmen (2025), UA, 10’
Kompositionsauftrag von Ensemble airborne extended, ermöglicht von Ernst von Siemens Musikstiftung. Gefördert von BMWKMS
Marina Poleukhina the glowing neon breathes through the ground für präparierte Flöte, Paetzold, Cembalo, Harfe, Objekte und Zuspielung (2025), 15’
Kompositionsauftrag von Ensemble airborne extended. Gefördert von BMWKMS
Bernhard Gander Extended Ecstasy für Flöten, Blockflöten/Paetzold, Cembalo, Harfe (2025), UA, 15’
Kompositionsauftrag von Ensemble airborne extended, ermöglicht von Ernst von Siemens Musikstiftung. Gefördert von BMWKMS, Stadt Wien Kultur, SKE
Manuel Zwerger RAVE PARTY FOR KIDZ: LEVEL 2 für Harfe, Paetzold, 2 Performer:innen und Video (2021) 9’
Alisa Kobzar Prism für Flöten, Blockflöten/Paetzold, Harfe, Cembalo, movement controllers, Live-Elektronik (2018), 9’

airborne extended
Elena Gabbrielli, Flöten
Sonja Leipold, Cembalo
Caroline Mayrhofer, Blockflöten/Paetzold   
Tina Žerdin, Harfe  
Alisa Kobzar, Elektronik 

 

Block- und Paetzoldflöten, Querflöten, Harfe und Cembalo – das klingt nicht unbedingt nach zeitgenössischer Musik. Genau dafür aber steht airborne extended. Mit luftiger Leichtigkeit verbinden Elena Gabbrielli, Sonja Leipold, Caroline Mayrhofer und Tina Žerdin ihre Instrumente mit Elektronik, visuellen Medien, Objekten und Performance. Gestartet in Tirol haben sie mittlerweile eine erfolgreiche Konzertreihe in Wien („Prism“) und in einem guten Jahrzehnt fast einhundert Stücke uraufgeführt. Bei Klangspuren Schwaz kommen vier weitere hinzu: Anda Kryeziu schichtet komplexe Klangtexturen auf ein rhythmisches Gerüst und performt selbst am Analog-Synthesizer mit. Live-Bilder reagieren direkt auf die Klänge. Anna Korsun hat neben den Instrumenten auch die Stimmen der vier Musikerinnen mitkomponiert. Marina Poleukhina beleuchtet und bespielt die Instrumente von airborne extended mit Schrauben, Stangen, Effektpedalen, vibrierenden Lautsprechern, Metalldosen, Kämmen und Reifengummi. Auch Bernhard Gander setzt auf Action: Er schickt die barock verorteten Instrumente auf einen ungewohnt groovigen Trip. Hinzu kommen zwei Stücke aus dem reichen Repertoire von airborne extended: Manuel Zwergers “Rave Party for kidz: level 2” und “Prism” von Alisa Kobzar.

  

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 15.12.2025, 23.03 Uhr

 

DO 25.09.
20 + 21:30 Uhr, Schwaz | Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt, Dachboden

STRINGS&NOISE

 

Emre Sihan Kaleli Through the Interface (2025), UA, 10
Auftragswerk von strings&noise, gefördert von der Stadt Wien Kultur
Sonja Mutić Meditation on Inner Spaces für Streichduo und Fixed Media (2025), UA, 10’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz
Anto Sophia Manhartsberger tweak it für Violoncello, Geige, Elektronik und Video (2025), UA, 10’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz, ermöglicht durch das BMWKMS
Jakob Böttcher in only eight seconds für Violine, Violoncello, Stimmen und Video (2022), 10’
Auftragswerk von strings&noise

strings&noise:
Sophia Goidinger-Koch, Violine, Stimme, Performance; Barbara Riccabona, Violoncello, Stimme, Performance

 

Der argentinische Autor Jorge Luis Borges sagte einst, er wolle seine Leser:innen nicht überzeugen, sondern unterhalten und berühren. Das würden Sophia Goidinger-Koch und Barbara Riccabona umgehend unterschreiben – und wahrscheinlich „überraschen“ als weiteres Ziel hinzufügen. Ein Duo aus Geige und Violoncello wird schnell mit weichem Wohlklang assoziiert, insbesondere von denjenigen, für die Begriffe wie „erweiterte Spieltechniken“ noch eher fremd sind. Auch an jene richten sich strings&noise gezielt und gerne. Als Brücken helfen ihnen dabei Storys, Bilder, Humor und Persönlichkeit. Der experimentellen Forschung an Spielmöglichkeiten, Klangdimensionen und Performance-Aspekten des Instrumentalspiels tut das keinen Abbruch, im Gegenteil. Eine Faustregel für das österreichische Duo ist, dass jedes Stück ihres Repertoires ein extramusikalisches Element und/oder einen performativen Anteil haben soll. Bei Klangspuren suchen die zwei Streicherinnen nach einer audiovisuellen und performativen Antwort auf die Fragen, wie gefangen wir in den digitalen Maschinen unserer Zeit schon sind – und wie wir sie selbstbestimmt steuern können. Vier Komponist:innen haben dafür Stücke geschrieben: Anto Sophia Manhartsberger, Sonja Mutić, Jakob Böttcher und Emri Sihan Kaleli (auf dessen Webseite sich nicht ganz zufällig das Eingangszitat von Borges findet).

 

FR 26.09.
20 Uhr, Rotholz | Viehversteigerungshalle

TRANSITIONS

 

Bernhard Breuer Transitions für 4 Drumsets und Elektronik (2025), UA, 60’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz mit Unterstützung von SKE

Bernhard Breuer
Lukas König
Herbert Pirker
Niki Dolp

 

Zwischen Präzision und Abweichung: Bernhard Breuers zahlreiche Musikprojekte lassen sich auf diesem Kontinuum abbilden. Die Genauigkeit rhythmischer Strukturen, der maschinelle Puls von Techno auf der einen Seite, das Brechen von Regeln und die Freiheit des Spiels auf der anderen. Die größten Kreise, bis weit auf die großen internationalen Festivalbühnen, zog der gebürtige Oberösterreicher mit seiner Band Elektro Guzzi. In seiner neuen, rund einstündigen Komposition Transitions setzt Bernhard Breuer den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Vier Drumsets treten in den Dialog mit Elektronik, vier Musiker (Lukas König, Herbert Pirker, Niki Dolp und Breuer selbst) vermessen die Zeit neu. Ein einfaches Pattern verschiebt sich, man denke an Steve Reich, aber in einer kernigeren Variante. Als Solist zu spielen interessiert Bernhard Breuer nicht so sehr wie die Kollaboration. Im menschlich-musikalischen Miteinander kann er das sicher umgrenzte Terrain verlassen und neue musikalische Räume eröffnen – präzise konstruiert und zugleich weitläufig und frei. 

 

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 24.10.2025, 23.03 Uhr

 

SA 27.09.
20 Uhr, Innsbruck | St. Bartlmä, Alte Gießerei, Halle 6

RESONANCE IBK

 

Hannes Strobl feat. Christof Dienz Resonance IBK für E-Bass, Elektronik, Field Recordings und vier Posaunen (2025), UA, 60’
Auftragswerk von Klangspuren Schwaz, ermöglicht durch das BMWKMS

Hannes Strobl, Konzeption, Komposition, E-Bass, E-Uprightbass, Field Recording
Christof Dienz, Komposition Bläser

Studierende Tiroler Landeskonservatorium:
Finn Eberhard, Marc-Anton Allmaier, Moritz Werth, Tobias Baumann, Posaunen

Berge, wohin das Auge schaut: Innsbruck bietet eine außergewöhnliche Kulisse. Zwischen Nordkette und Patscherkofel gelegen, prägt die Topografie nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Akustik der Stadt. Die Gebirgszüge verstärken das beständige Dröhnen der Inntalautobahn, auf der im Jahr 2024 rund 28 Millionen Fahrzeuge ein stetiges Grundrauschen erzeugten.  
Die Komposition Resonance IBK für E-Bass, Elektronik, Field Recordings und vier Posaunen schöpft aus Klangaufnahmen, die zeitgleich auf beiden Seiten des Inntals bei Innsbruck entstanden sind. Der Titel verweist auf das Phänomen der Resonanz, das in der Komposition sowohl klanglich als auch konzeptionell erforscht wird. Umweltklänge treten in Beziehung zu Raum, Architektur und Mensch. Hannes Strobl und Christof Dienz – beide in Innsbruck aufgewachsen und von dessen Klangumgebung geprägt – bringen ihre Erfahrungen als Musiker, Komponisten und Klangforscher in das Projekt ein.  
Hannes Strobl lebt in Berlin und entwickelt seit Jahren ein eigenständiges Klangvokabular für E-Bass und E-Kontrabass mit Elektronik. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Erforschung urbaner Klangräume und deren Transformation. Christof Dienz steuert eine Komposition für vier Posaunen bei.  
Die vorproduzierten und live gespielten Elemente treffen in der ehemaligen Fabrikhalle St. Bartlmä auf die akustische Präsenz der Innsbrucker Soundscape. So verwandelt sich die Halle in einen Resonanzraum, in dem Musik, Umgebungsgeräusche und architektonische Gegebenheiten zu einer gemeinsamen Komposition verschmelzen.

In Kooperation mit dem Tiroler Landeskonservatorium 
Besonderer Dank gilt tamtam & franz

 

Radioübertragung: Ö1, Sound Art: Zeit-Ton, 06.02.2026, 23.03 Uhr