Do. 07.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum, Silbersaal
Jubiläumskonzert 30x Klangspuren Schwaz 1994–2023
Eloain Lovis Hübner: crunch modes 1.0 für Ensemble und Elektronik, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz
Clara Olivares: Wolffia, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz
Fausto Romitelli: Professor Bad Trip, Lesson I, for eight instruments and electronics, 1998
Schallfeld Ensemble
Davide Gagliardi, Klangregie, live electronics
Leonhard Garms, Dirigent
Festrednerin: Golnar Shahyar
Videoinstallation zu 30 Jahre Klangspuren Schwaz
Gestaltung: Lonesome Andi Haller
Gleich im Jubiläumskonzert konkretisiert sich der Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zwischen den Generationen. Das Festival hat zwei Komponist:innen eingeladen: Eloain Lovis Hübner und Clara Olivares, beide so alt wie die Klangspuren Schwaz selbst. Dies ist nicht nur eine launige Zahlenspielerei, sondern verdeutlicht die Ambivalenz von 30 Jahren: für das Festival eine beachtliche Zeitspanne, die Komponist:innen dagegen stehen am Beginn ihres kompositorischen Werdegangs. Eloain Lovis Hübner hat sich mit Werken zwischen zeitgenössischem Musiktheater und neuen performativen Theaterformaten bereits einen Namen gemacht. Clara Olivares mit Kompositionen, in denen sie das komplexe Innenleben der Klänge geradezu plastisch formt und verräumlicht, oftmals inspiriert von poetischen Texten, Farben, Texturen und Ritualen. Mit Fausto Romitelli, der 2023 60 Jahre alt geworden wäre, teilen sie die Unvoreingenommenheit, gegenüber Klang oder Bild, Ton oder Geräusch, analog oder synthetisch, E- oder U-Musik. In diesem Konzert steht der erste Teil seines Triptychons Professor Bad Trip auf dem Programm, das sich nach wie vor seine Aktualität bewahrt hat.
Radio-Übertragung: Ö1, Zeit-Ton am 12.09.2023, 23.03 Uhr
FR. 08.09.
20 Uhr, Innsbruck | Haus der Musik, Großer Saal
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
19.15 Uhr: Einführung mit Gunter Schneider
Marina Khorkova: Strömungen, für Orchester (2023), UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz
Rebecca Saunders: traces, für Kammerorchester (2006/2009)
Francesco Filidei: I Giardini di Vilnius, Concerto für Violoncello und Orchester (2023), ÖEA
co-commissioned by Radio France and Teatro Carlo Felice di Genova
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Francesco Dillon, Violoncello
Gregor Mayrhofer, Dirigent
co-curated by Clara Iannotta
Es war Hector Berlioz, der das Orchester als ein riesiges Instrument beschrieb, von kolossaler Kraft, das ungeahnte Klangwelten und Harmonien hörbar machen kann. Das Räume aufspannt, in denen die Klänge miteinander in Dialog treten, korrespondieren, sich ausdehnen und wie Akteure ausdrucksstark auf einer Bühne auf- und abtreten. Genau diese Möglichkeiten des Orchesterapparates loten die drei Komponist:innen – Marina Khorkova, Francesco Filidei und Rebecca Saunders – aus. In ihrer jeweils eigenen kompositorischen Handschrift versuchen sie Bewegung, die sich fortsetzt oder abbricht und die physikalischen Qualitäten der Klänge wie ihre Farbigkeit und quasi-organischen Eigenschaften wie Masse, Gewicht, Glattheit und Rauheit erlebbar zu machen. Ihnen geht es um die Kraft des musikalischen Ausdrucks, von der intensivsten, feinsten Nuance, die hörbar wird, wenn ein Ton entsteht bis hin zur großen bewegten Gestik der Instrumentalist:innen. Mit Gregor Mayrhofer leitet ein Ausnahmetalent das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck. Gerade mal 36 Jahre alt, hat er sich nicht nur als Dirigent, sondern auch als Komponist einen Namen gemacht.
Im Anschluss an das Konzert treffen sich Künstler:innen und Publikum zu einem gemütlichen Ausklang im Kubus vor dem Tiroler Landestheater
SA. 09.09.
20 Uhr, Innsbruck | Treibhaus
The Young Gods
Play Terry Rileys "In C", 1964/2022, ÖEA
Franz Treichler: Stimme, Sampler, Computer
Cesare Pizzi: Sampler, Computer
Bernard Trontin: Schlagwerk, Elektronik
Seit über 30 Jahren überschreitet und verschiebt die Schweizer Kultband The Young Gods immer wieder die Grenzen ihres musikalischen Spielraums. In der Gemengelage von Industrial, Punk, Rock und Elektroavantgarde haben sie ihren unverkennbaren Stil entwickelt. Bei den Klangspuren Schwaz präsentieren sie ihr jüngstes Projekt, eine Neuinterpretation von Terry Rileys In C. Ein Werk, das als Meilenstein der jüngeren Musikgeschichte und Verkörperung minimalistischen Komponierens angesehen wird. Vor allem aber war es wegweisend als eine andere Art des Miteinander-Spielens. Es verdankt sich mehr dem Jazz, der Improvisation und östlichen Musikpraxen als europäischen Musiktraditionen mit ihrer Fixierung auf die Partitur. Der US-amerikanische Komponist gibt in In C nur 53 Motive oder Pattern vor. Die Anzahl der Spieler:innen wie der Instrumente sind variabel. Zusammen mit den Spielanweisungen des Komponisten bilden sie ein offenes, flexibles Regelsystem, einen Algorithmus, der dafür sorgt, dass das Stück immer als In C erkennbar bleibt trotz der sehr unterschiedlichen Interpretationen, die es seit seiner Entstehung erfahren hat.
SO. 10.09.
11 Uhr, Innsbruck | Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Wie es war "Oradour – Memories of Memories"
Peter Zwetkoff: Umschlagplatz für Klarinette, Tuba, Violine, Kontrabass und Schlagzeug, 1993
Werner Pirchner: Einfach – Zwiefach für Kontrabass solo, 1993
Peter Zwetkoff: Vier Duos aus: Violinmusik für zwei bis vier Geigen, 1981
Peter Zwetkoff: Wie es war, für Streichquartett und Schlagzeug, Sandblocks, Becken, Scheren, 1988
Bert Breit: Fragmente, sechs Stücke für Violine solo, 1992/1995
Werner Pirchner: Anstatt eines Denkmals für den Bruder meines Lehrers, der im Krieg, weil er sich weigerte, Geiseln zu erschießen, ermordet wurde für Flöte solo, 1986
Tiroler Ensemble für Neue Musik Einen bedeutsamen Blick zurück wirft Klangspuren Schwaz mit dem überregionalen Gedenkprojekt „Memories of Memories“ und knüpft dabei an eine Veranstaltungsreihe von Klangspuren im Jahr 1995 zur Zwangsarbeit in Schwaz während der NS-Zeit an. Die Matinée mit Werken von Tiroler Komponisten wie Peter Zwetkoff, Bert Breit und Werner Pirchner, die in ihrer Musik ihre persönlichen Erfahrungen während der NS-Zeit bzw. während der bleiernen Zeit nach dem Krieg kritisch reflektieren. Für die Komponisten gab es kaum ein Gebiet menschlicher Tätigkeit, das vom Politischen unberührt geblieben ist. So auch das Komponieren und Musikmachen. Sie haben die Rolle des Komponisten kritisch hinterfragt, aus der Studierstube befreit und ihr Können wie kritisches Bewusstsein in verschiedene Metiers eingebracht. Peter Zwetkoff (1925 – 2012) und Bert Breit (1927 – 2004) erfuhren die Gräuel des Naziregimes noch am eigenen Leib im Widerstand. Werner Pirchner (1940 – 2001) war bei Kriegsende gerade alt genug, um sich später an traumatische Eindrücke aus dieser Zeit zu erinnern. Er erlebt Tirol in einer Zeit, in der der boomende Tourismus auf eine Gesellschaft trifft, die von Katholizismus und großer kultureller und geistiger Enge geprägt ist. Diese Erfahrungen und die daraus gewonnenen politischen Haltungen bringen die Komponisten in ihren Werken zum Ausdruck, dabei fühlen sie sich stets einem hohen kompositorischen Anspruch verpflichtet.
Kooperationsprojekt mit Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Museum der Völker, Rabalderhaus Schwaz und Kunstraum Schwaz
Ausstellungseröffnungen „Memories of Memories“
07.09., 17 Uhr, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck:
Das Lager Oradour / Installation vor dem Ferdinandeum
08.09., 19 Uhr, Rabalderhaus, Schwaz: Oradour – Gisinger – Ljubanovic
09.09., 10 Uhr, Museum der Völker, Schwaz: Gregor Sailer - The Box
06.10., 19 Uhr, Kunstraum Schwaz: gestures of archiving
SO. 10.09.
20.15 Uhr, Innsbruck | Hofkirche
Klaus Lang & Rossetti Players
Klaus Lang: klirrende Fahnen I, für Violine und Orgel, 2020
Paul Hofhaimer: Tröstlicher Lieb, (ca. 1510)
Klaus Lang: aus cantica christinae: a summer wish. Fassung für Flöte, Sopran, Violine und Orgel, 2020-2023
Pieter Maessins: Salve suprema trinitas (Canon), (16. Jh.)
Heinrich Isaac: Jay pris amours, (1504)
Klaus Lang: aus cantica christinae: my heart is singing like a bird. Fassung für Flöte, Sopran, Viola d’amore und Orgel, 2020
Ludwig Senfl: Salve sancta parens (canon), (1520)
Heinrich Isaac: Salve sancta parens, (16. Jh.)
Klaus Lang: aus cantica christinae: a life‘s parallels. Fassung für Flöte, Sopran, Violine und Orgel, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz
Guillaume Dufay: Adieu mon amour, (15. Jh.
Klaus Lang: klirrende Fahnen II, für Violine und Orgel, 2020
Rossetti Players:
Barbara Konrad, Violine, Viola d’amore
Anne Freitag, Flöte
Elīna Viļuma-Helling, Sopran
Klaus Lang, Ebert-Orgel, Clavicytherium
In dem Werkzyklus „cantica christinae. I-III“ hat sich Klaus Lang Gedichten von Christina Rossetti (1830 – 1894) zugewandt, einer Dichterin, die zu den Präraffaeliten zählte. Es handelt sich dab ei um eine Gruppe von bildenden Künstlern in England, die sich 1848 als eine Art Bruderschaft zusammentaten. Diese Künstlergruppe einte nicht nur die Kritik an dem damals bestehenden akademischen Kanon, sondern auch der Wunsch das Verhältnis von Kunst und Handwerk (Arts and Crafts) neu zu definieren, und zwar als ein gleichwertiges und nicht-hierarchisches. Mit den Präraffaeliten teilt Klaus Lang nicht nur diese Auffassung, sonder n auch die Vorliebe für die Kunst des späten Mittelalters und der frühen Renaissance, Epochen, die für alle Künste außerordentlich fruchtbar waren. „Ich fand es daher faszinierend an diese Tradition auf quasi doppelte Weise anzuknüpfen: cantica christinae. vertont ,präraffaelitische’ Gedichte aus dem 19. Jahrhundert, unter Verwendung der Form des mehrstimmigen Chansons und kontrapunktischer Techniken, die im 15. und 16. Jahrhundert entwickelt wurden und trotzdem in cantica christinae. in einer heutigen klanglichen Gestalt erscheinen.“ (Klaus Lang)
Im Anschluss an das Konzert treffen sich Künstler:innen und Publikum zu einem gemütlichen Ausklang im Kubus vor dem Tiroler Landestheater
MO. 11.09.
20 Uhr, Innsbruck | ORF Tirol, Studio 3
Schallfeld Ensemble
19.15 Uhr, Einführung mit Gunter Schneider
Chaya Czernowin: Fast Darkness III: Moonwords, Sextett für verstärkte Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 2022
Anna Korsun: almyrós ílios, für Ensemble, 2023, UA
Hannes Kerschbaumer: Umfaltet, für Stimme und Ensemble, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz und Schallfeld Ensemble
Timothy McCormack: yours in the process of being absorbed, für Bariton und sechs Instrumente, 2022–2023, UA
Kompositionsauftrag von Schallfeld Ensemble finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Schallfeld Ensemble
Helena Sorokina, Mezzosopran
Tyler Bouque, Bariton
Pierre-André Valade, Dirigent
co-curated by Clara Iannotta
Mit Unterstützung von IGNM Österreich
Komponist:innen wie Timothy McCormack, Anna Korsun, Hannes Kerschbaumer und Chaya Czernowin arbeiten mit Klang so als sei er ein lebender Organismus oder ein Material mit konkreten stofflichen Qualitäten wie Haptik, Dichte, Masse und Gewicht. Mittels intensiver Klangrecherche dringen sie ins Innere der Klänge vor, erforschen die Spezifik ihrer Materialität, ihrer Texturen und Energien. Entscheidend dabei ist die physische Aktion der Instrumentalist:innen, die die Komponist:innen, oftmals in enger Kooperation mit den Musiker:innen, erforschen. Sie schaffen so Kompositionen, die nicht nur aus einer Folge von Ereignissen auf einer Zeitleiste bestehen, sondern lassen Klanglandschaften entstehen, in die die Hörer:innen regelrecht eintauchen können. Schallfeld Ensemble begeht 2023 sein zehnjähriges Bestehen mit der Uraufführung der neuen Werke von Timothy McCormack, Anna Korsun und Hannes Kerschbaumer. Von Chaya Czernowin ist Fast Darkness III: Moonwords zu hören, das letzte Stück der „Fast Darkness“-Reihe.
Im Anschluss an das Konzert treffen sich Künstler:innen und Publikum zu einem gemütlichen Ausklang im Kubus vor dem Tiroler Landestheater
Radio-Übertragung: Ö1, Zeit-Ton am 18.09.2023, 23.03 Uhr
MI. 13.09.
19.30 / 21 Uhr Schwaz | Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Dachboden
Sophie Schafleitner & Krassimir Sterev
Christof Dienz: Screen Print No. 1 für Violine (mit Stimme) und Akkordeon (mit Stimme), 2023, UA
Mirela Ivicevic: ČAR III, für Violine und Akkordeon, 2023, UA
Rebecca Saunders: Hauch, Studie für Violine solo, 2018
Rebecca Saunders: Flesh, für Akkordeon solo mit Rezitation, 2018
Franck Bedrossian: Écarlates, für Violine und Akkordeon, 2023, UA
Sara Glojnaric: Latitudes #4, für Violine und Akkordeon, 2023, UA
Sophie Schafleitner, Violine
Krassimir Sterev, Akkordeon
Das Akkordeon ist ein verhältnismäßig junges Instrument. Seit seiner Erfindung im frühen 19. Jahrhundert sind viele Kompositionen entstanden, die auf unverwechselbare Weise den besonderen Klang des Akkordeons ausgeprägt haben. Auch heute übt dieses Instrument große Faszination auf Musikschaffende aus, mit seinen noch unent - deckten klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten und der spezifischen Körperlichkeit des Akkordeon-Spiels. Die Violine scheint uns dagegen ganz und gar vertraut. Doch Komponist:innen des 20. und 21. Jahrhunderts, von Béla Bartók, über Helmut Lachenmann zu Enno Poppe, Clara Iannotta oder Rebecca Saunders, haben die Geige immer wieder neu entdeckt und ihre Spiel- und Ausdrucksmöglichkeiten erweitert: das Spiel mit ungehörten Harmonien, Farben und Geräuschen, erweitert ins Elektronische oder zurückgeworfen auf die eigene analoge Klangfülle des Instruments, die sich zwischen dem Spiel der Finger auf dem Steg und dem Bogen auf den Saiten Bahn bricht. Sophie Schafleitner und Krassimir Sterev haben Komponist: innen immer wieder zu neuen Werken für Violine und Akkordeon angeregt, was auch an diesem Abend mit allein vier Uraufführungen für dieses ungewöhnliche Duo zum Ausdruck kommt.
Do. 14.09. 20 Uhr, Schwaz | Trigonos
Karin Hellqvist
Liza Lim: One and the Other, for solo violin (with low octave string), 2022
Speculative Polskas for Karin
Haukur Tómasson: Tounges in Trees, für Violine solo, 2023, UA (Karin Hellqvist gewidmet)
Hendrik Strindberg/Karin Hellqvist: Gradients, für Violine solo, 2023, UA
Carola Bauckholt/Karin Hellqvist: Solastalgia, für Violine, Zuspiel und Video, 2022
Karin Hellqvist: Violine, Elektronik
Eric Lanz: Video
co-curated by Clara Iannotta
Solastalgie beschreibt eine existenzielle Verzweiflung, die sich einstellt, wenn die Zerstörung des eigenen Lebensraums unmittelbar miterlebt wird. Genau diesem spezifischen Gefühl spüren die Komponistin Carola Bauckholt und die Violinistin Karin Hellqvist in Solastalgia nach. Ihre gemeinsam erforschten Klangkartografien von schmelzendem arktischem Eis verbinden sie mit analogen und elektronisch transformierten Violinklängen und den Bildwelten von Eric Lanz. Auch Liza Lim wendet in ihrem Schaffen den Blick von den Schattenseiten des Lebens nicht ab. Im Gegenteil, das Unheimliche und Bizarre interessieren sie. Vor allem das jenseits des Sprachlichen liegende Band, das zwischen Musiker:innen, ihren Instrumenten und den Hörer:innen besteht und das für sie in Zeiten der ökologischen Krisen ethische Qualitäten annimmt. Mittels dem Medium Klang soll hörend die Verbundenheit der Dinge erfahren und freigelegt werden. Diese Werke, aber auch die Neukompositionen von Haukur Tómasson und Hendrik Strindberg, sind in einem besonderen Vertrauensraum zwischen Komponist:innen und Musikerin entstanden, in dem die traditionelle Rollenteilung zwischen Komponist:innen und Interpret:innen, neu justiert wird: von enger Kooperation bis hin zum kollaborativen Komponieren.
FR. 15.09.
20 Uhr, Rotholz | Viehversteigerungshalle
Motus Percussion
19.15 Uhr, Einführung mit Gunter Schneider
Georg Friedrich Haas: Iguazú superior, antes de descender por la Garganta del Diablo (Fassung für 1 bis 10 Klangwerke), 2018/2020
Motus Percussion
Christoph Sietzen: Musikalische Leitung
Steht man vor einem Wasserfall und sieht, wie die Wassermassen unaufhörlich an der Abbruchkante tosend in die Tiefe stürzen, so ist man Zeug:in des dramatischen Endpunkts des Weges, den das Wasser bis zum Fall genommen hat. Georg Friedrich Haas hat die Iguazú Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien besucht und beschreibt eine eindrucksvolle Wanderung oberhalb der Fälle, wo diese nur zu hören, aber nicht zu sehen waren. „Stundenlang führte der Weg flach über kleine Brücken und Inseln, das Wasser darunter zog in sichtbarer Beschleunigung vorbei, entschwand dem Blick, und wir wussten, dass es in wenigen Minuten in freiem Fall hunderte Meter tief abstürzen würde.“ (Georg Friedrich Haas). Diese intensive, sich stetig beschleunigende Bewegung der Wasser, bevor sie die sogenannte Teufelsschlucht (Garganta del Diablo) hinabstürzen, hat Haas zur Komposition einer rhythmisch spannungsreichen Endlosspirale für 10 Klangwerker:innen angeregt. In der Aufführung versetzt das Ensemble Motus Percussion aus Linz, unter der Leitung von Christoph Sietzen, die Besucher:innen in den Klangraum dieses gewaltigen Naturschauspiels.
Shuttlebus zum Konzert von Innsbruck über Schwaz nach Rotholz und retour. Rückfahrt nach der Veranstaltung. Reservierung erforderlich
SA. 16.09.
19.30 Uhr, Innsbruck | Tiroler Landestheater, Kammerspiele
Liederabend: Sing Me Not a Ballad
Birgit Minichmayr gibt Lotte Lenya 2023, UA
Birgit Minichmayr: Gesang & Text
Martin Siewert: E-Gitarre, Elektronik
Herwig Weiser: Video
In Kooperation mit dem Tiroler Landestheater
Die renommierte Schauspielerin Birgit Minichmayr und der vielseitige Musiker Martin Siewert präsentieren Lieder von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Mit ihrem ganz persönlichen, rauen Timbre spürt Minichmayr einer der bedeutendsten Interpretinnen nach: der großen österreichischen Schauspielerin und Sängerin Lotte Lenya – nicht Muse, sondern Partnerin, Mit-Schöpferin des engagierten Theaters. Hier darf alles zur Sprache kommen: Männerfantasien und Frauenrollen, Ausbeutung, Krieg, Vertreibung und die Katastrophen der Moderne werden mit Wut, Spott, Spaß und Ironie bedacht.
Tickets:
Inhaber:innen eines Klangspuren-Festivalpasses erhalten (nach Verfügbarkeit) bis 12.09. 50% Ermäßigung auf alle Vorstellungen dieser Produktion.
Kontingente für die Premiere (16.09.) und die Klangspurenvorstellung am 17.09. sind an der Kassa des Tiroler Landestheaters erhältlich.
SO. 17.09.
19.30 Uhr, Innsbruck | Tiroler Landestheater, Kammerspiele
Liederabend: Sing Me Not a Ballad
Birgit Minichmayr gibt Lotte Lenya 2023, UA
Birgit Minichmayr: Gesang & Text
Martin Siewert: E-Gitarre, Elektronik
Herwig Weiser: Video
In Kooperation mit dem Tiroler Landestheater
Die renommierte Schauspielerin Birgit Minichmayr und der vielseitige Musiker Martin Siewert präsentieren Lieder von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Mit ihrem ganz persönlichen, rauen Timbre spürt Minichmayr einer der bedeutendsten Interpretinnen nach: der großen österreichischen Schauspielerin und Sängerin Lotte Lenya – nicht Muse, sondern Partnerin, Mit-Schöpferin des engagierten Theaters. Hier darf alles zur Sprache kommen: Männerfantasien und Frauenrollen, Ausbeutung, Krieg, Vertreibung und die Katastrophen der Moderne werden mit Wut, Spott, Spaß und Ironie bedacht.
Tickets:
Inhaber:innen eines Klangspuren-Festivalpasses erhalten (nach Verfügbarkeit) bis 12.09. 50% Ermäßigung auf alle Vorstellungen dieser Produktion.
Kontingente für die Premiere (16.09.) und die Klangspurenvorstellung am 17.09. sind an der Kassa des Tiroler Landestheaters erhältlich.
SO. 17.09.
10 Uhr, Start bei der Hinterhornalm/Gnadenwald Rückfahrt von der Hinterhornalm um ca. 17:20 Uhr.
Klangwanderung 2023
Die Klangwanderung führt in diesem Jahr von der Hinterhornalm über die Walderalm auf das Walder Joch. Entlang des Weges erwarten Sie verschiedene Klangstationen und Lesungen mit dem Abschlusskonzert auf der Hinterhornalm.
Bustransfer auf die Hinterhornalm von Innsbruck und Schwaz und retour. Reservierung erforderlich: tickets@klangspuren.at, t +43 660 2016169
KLANGSTATIONEN
Sophia Goidinger-Koch, Violine: 13x2x1 für Violine, Stimme und Performance; inspiriert von Pauline Oliveros Textkomposition „13 Changes“
Michael Krenn, Saxophon: Werke von Barry Cockckroft, Luciano Berio und Tomasz Skweres
Xaver Schutti, Trompete + Elektronik: Eigene Werke mit zwei Uraufführungen
Teilnehmer:innen der Musizier- und Komponierwerkstatt Lautstark (Verein Klanggang)
Harald Windisch: Lesung
ABSCHLUSSKONZERT: „Da himme fia uns Weana“
attensam quartett und Holger Falk, Bariton:
Friedrich Cerha: Auszüge aus Keintate I & II, 1983/2020 Tänze und Schrammelmusik
Bei der Klangwanderung verbindet sich die natürliche Fortbewegungsart des Menschen – das Gehen – mit dem aufmerksamen und bewussten Hören. Das Hören wird sensibilisiert durch den Ortswechsel, weg vom Konzertsaal mit seinen Hörgewohnheiten, hinaus ins Freie zu unseren akustischen Umgebungen. Im stetigen Rhythmus unserer Schritte und unseres Atems öffnen sich die Ohren für die Klänge der Umgebung wie den Gesang der Vögel, rauschende Straßen, den Wind, Mähdrescher und vieles andere mehr. An ausgewählten Stationen entlang des Weges im Gebiet des Vomper Lochs, erwarten die Wandernden Konzerte und Lesungen in freier Natur. Den Höhepunkt bildet das Konzert des attensam quartett, die, gemeinsam mit Bariton Holger Falk, Auszüge aus Friedrich Cerhas Keintate I & II und Musik zu Texten des Wiener Journalisten und Mundartdichters Ernst Kein spielen. Einerseits eine Hommage an die Tradition der Schrammel- Musik: im Ton bitterböse und doch wehmütig-vergnüglich, gleichzeitig von trügerischer Harmlosigkeit. Andererseits eine Erinnerung an den im Februar verstorbenen österreichischen Altmeister Friedrich Cerha, der sich im 2. Weltkrieg im Gebiet des Vomper Loch als Deserteur versteckte.
MO. 18.09.
20 Uhr, Schwaz | SZentrum, Knappensaal
Composers Lab – Abschlusskonzert
Acht Uraufführungen der Teilnehmer:innen des Klangspuren Composers Lab 2023:
Isaac Roth Blumfield: Before you were born (2023), UA, 11’
Victoria Cheah: Lake and a vow (2023), UA, 11’
Ada Dinçer: CHRYSALIS (2023), UA, 9’
Jack Langdon: neon moon (2023), UA, 10’
Lizaveta Loban: ... u nikudy (2023), UA, 10’
Danniel Ribeiro: beyond the barrens (2023), UA, 10’
Joshua Alvarez Mastel: Birds fly (2023), UA, 10’
Myrto Nizami: Iridescent Schemes (2023), UA, 10’
Schallfeld Ensemble:
Zinajda Kodrič, Flöten, Stephanie Schoiswohl, Saxophone
George Lolas, Akkordeon, Patrick Skrilecz, Klavier, Lorenzo
Derinni, Violine, Myriam García Fidalgo, Violoncello
Pierre-André Valade, Dirigent
Chaya Czernowin: Dozentin
Klaus Lang: Dozent
Mit Spannung wird das Abschlusskonzert des Composers Lab erwartet, bei dem acht eigens dafür geschriebene Werke junger Komponist:innen uraufgeführt werden. Zuvor werden die kompositorischen Konzepte und Ideen eine Woche lang mit den Komponist:innen Chaya Czernowin und Klaus Lang sowie dem Schallfeld Ensemble diskutiert und erprobt, vielleicht auch verändert oder neu gefasst. Die Werke verlassen dann den Schutzraum des Laboratoriums und treten im Konzert in die Öffentlichkeit, für die Komponist:innen ein irritierender wie spannungsreicher Moment. Auch für das Publikum ist dieses Konzert eine ganz und gar offene Situation. Es weiß nicht, was zu hören sein wird und kann seine Ohren nicht anhand des Programms oder ihm schon bekannten Namen vorab justieren. Auf jedes einzelne Werk müssen sich die Hörer:innen neu einstellen und sich ohne Vorbehalt überraschen lassen!
Mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung
MI. 20.09.
20 Uhr, Innsbruck | Haus der Musik, Großer Saal
konsTellation plus – Abschlusskonzert
György Ligeti: Ramifications für Streichorchester oder 12 Solo-Streicher, 1968/1969
Daniela Terranova: Sentire con tatto, Streichquartett, 2017
Friedrich Cerha: Mikrogramme WV 206, 2019
Manu Delago: Environ Us, Orchesterfassung des Soloprogramms „Environ Me“, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Klangspuren Schwaz
konsTellation plus - Student:innen und Professor:innen des Tiroler Landeskonservatoriums
Manu Delago: Schlagwerk solo
Lars Mlekusch: Dirigent
Sowohl György Ligeti als auch Friedrich Cerha sind integrale Persönlichkeiten der Musik des 20. wie 21. Jahrhunderts und Leitfiguren für viele junge Komponist:innen. Im Abschlusskonzert von konsTellation plus bildet ihre Musik den Kontext für erst vor kurzem bzw. neu entstandene Werke von Daniela Terranova und Manu Delago. Von Ligeti, dessen Geburtstag sich 2023 zum 100. Mal jährt, steht Ramifications auf dem Programm. Ein Werk, in dem Ligeti ein feinmaschiges und durchhörbares Klanggewebe in mikrotonal gefärbter Harmonik spinnt. Der im Frühjahr diesen Jahres verstorbene Cerha wird mit der Aufführung seiner Mikrogramme geehrt. In Anspielung auf die Mikrogramme Robert Walsers hat Cerha in diesem Werk eine Folge fein ziselierte Klangbilder zwischen konkretem Ausdrucksgehalt und abstrakten Gebilden gestaltet. Das Spiel der Fingerspitzen, das Ertasten und Greifen der Töne auf dem Griffbrett eines Streichinstruments, wird in Daniela Terranovas Streichquartett sentire con tatto nachvollziehbar. Den Abschluss bildet die Uraufführung von Manu Delagos Werk Environ Us Orchesterfassung des Soloprogramms Environ Me. Delago holt hier die Außenwelt in den Konzertsaal und macht sie hör- und sichtbar.
Mit Unterstützung von Ernst von Siemens Musikstiftung
DO. 21.09.
20 Uhr, Innsbruck | p.m.k
Lukas König
Lukas König: Frozen Idiophone, 2023, UA
Lukas König: Schlagwerk, Elektronik
Der Perkussionist und Komponist Lukas König verkörpert auf besondere Weise das, wofür die Klangspuren Schwaz stehen: eine zeitgenössische Musik, die keine Scheuklappen kennt und sich spielerisch zwischen den Genres bewegt. Königs musikalische Gravitationsfelder sind der Jazz, experimentelle Klangforschung und alle möglichen populären Genres. Vielmehr als die Bezeichnung Schlagzeuger passt der Begriff des Schlagwerkers auf ihn und das was er tut: nämlich die virtuose physische und taktile Durchdringung seines Instrumentariums. Ein gutes Beispiel dafür sind seine beeindruckenden Klangstudien Messing. Hier konzentriert sich der international gefeierte Composer- Performer nur auf ein einziges Schlagwerk als Klangquelle: das Becken. Mit diesem experimentiert er, setzt unterschiedliche elektronische Geräte ein und entlockt ihm bislang ungehörte Klänge. In seinem neuen Werk Frozen Idiophone rückt er das Marimbaphone in den Fokus, und wird das Publikum in Bewegung versetzen. Denn die Musik, die er macht, „soll Bewegung erzeugen, entweder im Kopf, im Gehirn oder halt im Körper“. (Lukas König).
Radio-Übertragung: Ö1, Zeit-Ton am 13.10.2023, 23.03 Uhr
FR. 22.09.
20 Uhr, Vomp | Tyrolit Firmenareal, Josef-Heiß-Str. 1
Studio Dan: More Breaking News
19.15 Uhr, Einführung mit Christof Dienz
Lukas König: Flash 1020, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Studio Dan, Klangspuren Schwaz und Wien Modern mit freundlicher Unterstützung des bmkoes
Ingrid Laubrock: Zones for 11 musicians, 2023, UA
Kompositionsauftrag von Studio Dan, Klangspuren Schwaz und Wien Modern
Studio Dan
Lukas König: Schlagzeug, Becken
Ingrid Laubrock: Saxophon
Victoria Shen: Flipper
Studio Dan gehört zu den Instrumentalensembles, dessen Selbstverständnis weit über die bloße Aufführung und Interpretation von Musik hinaus geht. Mit seinen Programmen ist es richtungsweisend. In eigenen Produktionen sucht es die Kooperation mit Künstler:innen anderer Sparten und vergibt Auftragswerke an Komponist:innen, die zu seiner kollektiven Arbeitsweise passen. Leitfaden ist dabei zum einen die Überzeugung, dass auch der künstlerischen Arbeit ein politisches Moment inne ist. Zum anderen ist es das ausgesprochene Interesse an solchen künstlerischen Positionen, die bewusst gegen aktuelle Kunst- und Musikströmungen eingenommen werden und die sich einer Zuordnung zu bestimmten Stilen und Genres entziehen. Mit Ingrid Laubrock und Lukas König hat Studio Dan zwei Grenzgänger: innen für die Zusammenarbeit gewinnen können, die dies auf besondere Weise verkörpern. Beide stehen für eine Generation von Composer-Performer:innen, für die die Trennung zwischen Jazz, improvisierter Musik und komponierter Musik europäischer Prägung nicht mehr gilt. Souverän schöpfen sie aus dem vielfältigen Erbe der Avantgarden des 20. und 21. Jahrhunderts als Komponist:innen wie als virtuose Interpret:innen.
Beim Veranstaltungsort befinden sich Parkplätze. Vom Bahnhof Schwaz sind es ca. 6 Minuten zu Fuß.
Radio-Übertragung: Ö1, Zeit-Ton am 27.10.2023, 23.03 Uhr
SA. 23.09.
20 Uhr, Innsbruck | St. Bartlmä 3, Alte Gießerei, Halle 6
Music in the Belly
Karlheinz Stockhausen: Music in the Belly
Musiktheater für sechs Performer:innen 1975/2022 , ÖEA
Simon Steen Andersen, Konzept und Leitung
Les Percussions de Strasbourg
Claude Mathia, Etienne Démoulin, Raffaele Renne, Technik/Ton
Tâm Nguyen, Künstlerischer Leiter
In Kooperation mit Festival Transart
1975 komponierte Karlheinz Stockhausen ein rätselhaftes Werk für Les Percussions de Strasbourg: Music in the Belly. Dessen Partitur enthält mehr Regieanweisungen als Musik im eigentlichen Sinn. Und die Musik darin besteht aus zwölf Melodien, die Stockhausen dem Tierkreis-Zyklus zuordnet. Der Komponist ließ eigens dafür Spieluhren herstellen. Es war ein Vater-Tochter-Moment, durch den er zu dem Stück wie zum Titel inspiriert worden war. Seine Tochter Julika entdeckte im Alter von zwei Jahren, dass ihr Bauch Geräusche hervorbringt. Stockhausen erklärte ihr damals, dass sie Musik im Bauch habe. Einige Jahre später träumte er die Musik zu Music in the Belly und brachte sie zu Papier. Fast fünfzig Jahre nach der Uraufführung baten Les Percussions de Strasbourg Simon Steen-Andersen, dieses Werk von 1975 neu zu inszenieren. In seiner Bearbeitung für die Augen und Ohren von heute bleibt der dänische Komponist der Partitur treu und ändert keine einzige Note. Seine Vision des Werks gestaltet er durch den Einsatz einfacher szenischer Konzepte und Technologien, die von anderen Stücken Stockhausens angeregt sind. Dabei ließ er sich von der Frage leiten, wie denn Music in the Belly in Stockhausens Traum tatsächlich ausgesehen und geklungen hätte, bevor er aufwachte?
SO. 24.09.
20 Uhr, Innsbruck | St. Bartlmä 3, Alte Gießerei, Halle 6
Music in the Belly
Karlheinz Stockhausen: Music in the Belly
Musiktheater für sechs Performer:innen 1975/2022 , ÖEA
Simon Steen Andersen, Konzept und Leitung
Les Percussions de Strasbourg
Claude Mathia, Etienne Démoulin, Raffaele Renne, Technik/Ton
Tâm Nguyen, Künstlerischer Leiter
In Kooperation mit Festival Transart
1975 komponierte Karlheinz Stockhausen ein rätselhaftes Werk für Les Percussions de Strasbourg: Music in the Belly. Dessen Partitur enthält mehr Regieanweisungen als Musik im eigentlichen Sinn. Und die Musik darin besteht aus zwölf Melodien, die Stockhausen dem Tierkreis-Zyklus zuordnet. Der Komponist ließ eigens dafür Spieluhren herstellen. Es war ein Vater-Tochter-Moment, durch den er zu dem Stück wie zum Titel inspiriert worden war. Seine Tochter Julika entdeckte im Alter von zwei Jahren, dass ihr Bauch Geräusche hervorbringt. Stockhausen erklärte ihr damals, dass sie Musik im Bauch habe. Einige Jahre später träumte er die Musik zu Music in the Belly und brachte sie zu Papier. Fast fünfzig Jahre nach der Uraufführung baten Les Percussions de Strasbourg Simon Steen-Andersen, dieses Werk von 1975 neu zu inszenieren. In seiner Bearbeitung für die Augen und Ohren von heute bleibt der dänische Komponist der Partitur treu und ändert keine einzige Note. Seine Vision des Werks gestaltet er durch den Einsatz einfacher szenischer Konzepte und Technologien, die von anderen Stücken Stockhausens angeregt sind. Dabei ließ er sich von der Frage leiten, wie denn Music in the Belly in Stockhausens Traum tatsächlich ausgesehen und geklungen hätte, bevor er aufwachte?